Montag, 25. Oktober 2010

Eine sehenswerte Enttäuschung, 1. Teil

Anmerkungen zum Film “Guru – Bhagwan, his secretary and his bodyguard

Dieser Film emotionalisiert. Dieser Film polarisiert. Dieser Film spricht Sehnsüchte an, macht traurig und ärgerlich. Er unterhält und informiert. Er zeigt eindrucksvolle Bilder aus dem Leben des berühmten Gurus. Dabei geht der Film geht am wesentlichen vorbei. Dieser Film ist eine sehenswerte Enttäuschung.
In den 80er und 90er Jahren übte Osho, vormals Bhagwan Shree Rajneesh, eine nahezu magnetische Anziehung auf diejenigen aus, die sich im therapeutischen und spirituellen Sinne auf den Weg persönlicher Transformation begeben hatten. Die westliche Presse hingegen beäugte ihn und die von ihm initiierte Sannyasin-Bewegung vor allem unter dem Aspekt des Sex-Gurus und der sexuellen Libertinage. Das prätentiöse soziale Experiment, das ebenso mit Osho verbunden ist und seinen Höhepunkt in der berühmten Kommune “Rajneespuram” in Oregon fand, erscheint als das zentrale – tragische - Sujet dieses Films. Interviewfragmente mit zwei Protagonisten aus dem “inner circle” Oshos, nämlich seine ehemalige Sekretärin Sheela Birnstiel und Oshos Bodyguard, Hugh Milne, durchziehen mit ihren Erinnerungen und Anmerkungen den ganzen Film und werden mit vielen, zum Teil bisher unveröffentlichten Originalaufnahmen illustriert.


Dieser Film ist eine sehenswerte Enttäuschung, denn “Enttäuschung” ist der rote Faden, der ihn durchzieht: Die Enttäuschung unserer beiden Helden aus dem inneren Kreis, die, jeder auf seine Weise, ihre Erfahrungen mit dem Guru mehr oder weniger deutlich verarbeitet haben. Mein Eindruck ist, dass dies Hugh Milne deutlich besser gelungen ist als Sheela Birnstiel. Hugh Milne wirkt auf mich differenzierter in der Verarbeitung seiner Lebensphase an der Seite des Gurus. Es kommt mir so vor, dass Hugh Milne trotz seiner Exkommunikation und dem daran anschließenden Suizidversuch inzwischen mehr Frieden mit seiner Vergangenheit gefunden hat als seine Kontrahentin Sheela (die für seine Exkommunikation angeblich federführend gewesen sein soll). Sheela Birnstiel wirkte auf mich eher unsympathisch. Dies wird vor allem dadurch ausgelöst, dass sie an keinem Punkt des Interviews auch nur den Hauch der Bereitschaft erkennen lässt, Eigenverantwortung für die Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu übernehmen, für die sie ja erwiesenermaßen federführend war. Sie rechtfertigt sich, windet sich, redet sich raus, und das wieder und wieder damit, dass sie jedes Mal ja nur Anweisungen des Gurus ausgeführt hat. Selbst wenn es so war, dass Osho selbst die fragwürdig-faschistoiden Entwicklungen in Oregon vorangetrieben hat : Frau Birnstiel erinnert mich in ihrer Argumentation fatal an die Haltung jener blinden Befehlsempfänger, wie man sie in Diktaturen und Armeen auf der ganzen Welt kennt.

(wird fortgesetzt)

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Die Maske ist heilig

Anmerkung über den Terminus der "verletzten Gefühle"

 „Du hast meine Gefühle verletzt“ ist eine Redewendung, die man in letzter Zeit häufiger hört. Sie muss irgendwann, vor wenigen Jahren, aus dem Nichts aufgetaucht sein. Vermutlich wieder mal ein Import aus der Traumfabrik, schnell runtergeladen, eingedeutscht, wiedergekäut ... und nicht verdaut.

Prima facie scheint einleuchtend, was gemeint ist: Jemand wurde kritisiert und fühlt sich „verletzt“.  In welchen Gefühlen eigentlich? Wie soll das funktionieren? Lassen sich Gefühle verletzen?

Viel eher könnte man davon sprechen, dass Gefühle von Verletzung ausgelöst wurden, z. B. seelischer Schmerz, Trauer, Traurigkeit ... oder sogar narzissstische Wut. Gefühle lassen sich nicht verletzen. Man fühlt sie oder man fühlt sie nicht.

By funda_album maske...
Die o. a. Phrase will etwas anderes beschreiben: Das Selbstbild ist verletzt, gekränkt, angekratzt. Das ist es, was Gefühle von Verletzung erst auslöst: Gefühle sind hier Reaktion auf unangenehme Wahrheiten, die man nicht gerne hört. Weil sie das Selbstbild, die Maske, das (neurotisch) seelische Gleichgewicht oder das falsche Selbstsystem attackieren, infrage stellen. So was tut man nicht. Die Maske ist heilig.

Was lernen wir aus der ganzen Sprachverwirrung? Wenn es um Gefühle geht, wird Sprache bisweilen ungenau, vage oder sogar verzerrend. Die kulturelle moderne Sprachverwirrung, von der hier die Rede ist, verwechselt Gefühle mit Inszenierungen des Ego oder falschen Selbst. Ein beredter Ausdruck des Analphabetentums – soweit es das Seelenleben betrifft, könnte der herzhafte Beobachter ausrufen. Als ob man heutzutage gar nicht mehr recht weiß, was Gefühle sind.

Falls diese Aussage „Ihre Gefühle verletzt“, werter Leser, dann schreiben Sie mir einfach einen ärgerlichen Kommentar.  

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Der Golf von Mexiko und Hempels Sofa

Wenn die Wahrheit unter der Oberfläche liegt ... 

Inzwischen ist die Ölkatastrophe im Gold von Mexiko weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden. Aus den Augen, aus dem Sinn? Wenn man sich Mühe gibt, findet man im Internet eindrucksvolle Berichte oder Videos, die beklemmend wirken: das wahre Ausmaß der Katastrophe findet sich unter der Oberfläche des Wassers.
Besonders eindrucksvoll ist eine Filmreportage, in der der Sohn des berühmten Meeresforschers Cousteau es wagte, direkt in die Brühe hinein zu tauchen. Diese Mischung von Öl und öllösenden Chemikalien schwappt nun in riesigen Wolken im Golf … und wie es Wolken so an sich haben, sie ziehen halt auch weiter. Das wird dauern, und es wird kommen. Mit welchen Folgen, das weiß wohl niemand.

By gavin021025 Gulf of Mexico - Oil Spill
Was sagt uns das? Zunächst, dass die Wahrheit nicht immer an der Oberfläche sichtbar ist, Erscheinung und Wesen zwar in Beziehung stehen, aber unterschiedliche Aspekte von Wahrheit repräsentieren können. Es verhält sich halt wie bei Hempels unterm Sofa: Die Wohnung mag auf den ersten Blick aufgeräumt und sauber erscheine, der Blick unter das Sofa enthüllt allerdings die mühsam kaschierte Wahrheit. Oder bei jenem Paar, das in der Öffentlichkeit der letzten Party noch vor Glückseligkeit strahlte und sich zwei Tage später für immer trennte. Was andeutet, dass es in deren Beziehung wesentlich zuging wie bei Hempels unterm Sofa – oder im Golf von Mexiko.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Super-Nanny moderner Sexualerziehung, Teil III

Plädoyer für das Ende der Heuchelei

Um das bisher Gesagte noch einmal zusammen zu fassen: Wenn es um Fragen der menschlichen Sexualität geht, dann ist in den modernen Gesellschaften die Pornografie die einzige massenwirksame Antwort. Es gibt keine andere. Vielleicht weil die Pornografie die einzige Antwort ist, die sich radikal den Quellen der Dynamik unserer Gesellschaft bedient, hemmungslos und radikal: der menschlichen Gier, der Profitgier.
Sich dann darüber zu wundern, dass diese einzige, fast monopolartige Antwort auf die Fragen der menschlichen Sexualität, die ja gerade in der Pubertät und Adoleszenz die brennendsten Fragen sind, die Pornografie darstellt, ist ebenso heuchlerisch wie naiv. Genau wie die Frage, ob sie die Sexualität beeinflusst. Das ist eine blöde Frage. Natürlich macht sie das, nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch bei Erwachsenen.
Weiter an der Oberfläche kratzend, bin ich im II. Teil dann zu der These gelangt, dass die pornografisch-aufgeilende Großaufnahme und der mit ihr verbundene Voyeurismus ja nicht nur die - inszenierte - Intimität der Sexualität ins Rampenlicht rückt, sondern letztendlich alle Bereiche des menschlichen Lebens und Alltags, in denen Intimität herrscht. Das Intime wird überall das Öffentliche. Dies nenne ich die "Pornografisierung".

Also, lassen wir doch mal diese Heuchelei. Diese Vorstellungen, dass es irgendetwas Reines,  zu Bewahrendes gäbe, und sei es auch so ein  Phantom wie das Unverdorbene der Jugend oder Jungfräulichkeit irgendeiner Seele, welche durch Pornografie verdorben werden könnten. Denn, wenn wir schon in diesen Begriffen argumentieren, dann ist das "Verdorbene" das Ubiquitäre, das, was stets und überall schon da ist und da war. Die viel beschworene Globalisierung, insbesondere das Internet, leistet hier einen entscheidenden Beitrag. Profit wird halt immer auf die gleiche Art erzielt. Der Konsument kauft das, was er für seinen Hunger und auf einer höheren Stufe für sein Image zu benötigen glaubt. Und wer will sich nicht für den affengeilsten hypersexy Super-Star halten, den die Welt jemals gesehen hat? Das alles ist menschlich, das alles sind die Werte der Kultur, die uns umgibt. Der Werbesprache der Superlative und ihrer Bilder entrinnt niemand. Also staffieren wir unsere Brüste, Penisse und Nasen doch einfach weiter aus auf die Super-Dimensionen, die der Pornografisierung unserer Welt angemessen erscheinen.

Leider ist zu vermuten, dass die perfekte Nasen, die gigantischen Brüste und Penisse, die uns umzingeln, den eigenen Bewegungsspielraum enger machen und den Anpassungsdruck erhöhen werden. Denn im Grunde handelt es sich nur gigantische Glücksversprechen, aber nicht um Garanten des Glücks. Prominente Beispiele wie Michael Jackson deuten an, dass eine neue Nase nicht in jedem Fall das große Lebensglück beschert.  Wenn Glück, dann das Glück des Profiteurs, des Verkäufers. Aber auch hier, befürchte ich, zeigen wir nur wieder auf Glücksversprechen. Also lassen wir solche Begriffe einmal beiseite. Es geht um Profaneres, zum Beispiel um Arbeitsplätze. Hä, wie meinen?
Der wahre Stress wird letztlich dort beginnen, wo Zeiten rasend schnell auf uns zukommen, in denen die Exoten diejenigen sein werden, die nicht Gigantobrüste oder Gigantopenisse vorweisen können ... aber dafür wird es sicherlich eine passende Diagnose im ICD-10, entsprechende Psychopharmaka und ein soziales Netz geben, "Hartz 14" steht sicher irgendwann vor der Tür. Denn ohne Fettabsaugung, Facelifting, Gigantogeschlechtsteil, ohne botoxgespritztes Puppengesicht wird es schlecht auf dem Arbeitsmarkt von morgen aussehen. Da hilft uns heute schon die Pornografisierung der Welt als gute Übung, denn sie zerrt alles unter das Vergrößerungsglas der öffentlichen Aufmerksamkeit, was privat und intim und gegebenenfalls nicht genormt ist. Bis nichts Intimes, Privates und Ungenormtes mehr übrig bleibt. Erst dann sind wir für den Arbeitsmarkt von morgen gut vorbereitet und die Arbeitsplätze sind gerettet. Für eine postindustrielle Klonarmee mit faltenloser Botoxhaut und gigantischen Geschlechtsteilen ... und den neuen Industrien und neuen Arbeitsplätzen, die dazu notwendig sind.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Super-Nanny moderner Sexualerziehung, Teil II

Pornografie, die einzige Supermacht nach dem kalten Krieg

Das waren ja noch Zeiten, als es noch zwei große Machtblöcke die Welt der menschlichen Sexualität dominierten: die repressive Sexualmoral und sexuelle Unterdrückung auf der einen, die sexuelle Befreiung mit ihrer kommerziellen Ausformung, der Pornografie, auf der anderen Seite. Heute scheint dieser Krieg zuende zu sein. Wir haben einen Sieger: Pornografie und “Pornografisierung” des Alltags.

Es ist an dieser Stelle angebracht, genauer zu definieren, was ich hier unter Pornografie verstehe, bzw. von welchen Aspekten ich hier spreche: Pornografie weist zwei Eigenschaften auf, denen unsere Aufmerksamkeit gilt:
  • Pornografie zielt auf (meist) sexuelle Erregung, auf die Aufmerksamkeit des Betrachters, und zwar mithilfe von Darstellungen, die (meist sexuelle*) Erregung auslösen.
  • Pornografie isoliert Teilstücke menschlicher Sexualität und Intimität, vergrößert und arrangiert sie mit neuer, künstlicher Dramaturgie und deutet damit die Wirklichkeit menschlichen Sexualerlebens um.
06-02-20-Feinschliff-SchminEs gibt nur noch wenige gesellschaftliche Enklaven, die sich diesem Prozess der Pornografisierung noch entgegenstellen, im Westen vielleicht sind es die Kirchen und ihre Protagonisten oder irgendwelche Seniorengruppen. Global betrachtet sind es noch einige zurückgebliebene asiatische Länder, in denen Dynastien oder fundamentalistische Kirchen eine gesellschaftliche Doppelmoral definieren, in denen die Pornografien noch im Untergrund fixiert sind.
Mein Begriff der “Pornografisierung” beschreibt ein paralleles Phänomen, dass vor allem in den modernen westlichen Gesellschaften immer deutlicher den Alltag dominiert: das zwanghafte Hervorzerren und die verbissene Zurschaustellung nahezu jeder menschlichen Intimität. Dies mit dem Ziel, Aufmerksamkeit zu erreichen. Vorreiter sind hier sicherlich die Massenmedien mit ihren Talkshows, Lügendetektoren, Koch-Shows, Reality-Shows, Therapien vor Publikum, Expertenrunden, Super-Nannys und professionellen Selbstdarstellern, aber auch die Trends im Internet, die Gesichtsbücher, meine Plätze, Blogs, Zwitscherer usw. tun ja im Grunde nichts anderes, als Intimes global zur Schau zu stellen. Exhibitionisten überall. Macht ja auch Spaß, oder?
Im Modebegriff “Fremdschämen” finden sich die letzten Zuckungen des Respekts vor Intimität, bevor dieser aus unserer Kultur vollständig verschwindet.
Pornografisierung ist somit nur die konsequente Ausdehnung der Pornografie auf die gesamte moderne Gesellschaft und Kultur.
Kommen wir auf diesem Hintergrund auf die ursprüngliche Fragestellung zurück, ob Pornografie einen prägenden Einfluss auf die sexuelle Identität von Kindern und Jugendlichen haben kann, dann ahnen wir bereits, dass Pornografie einen Einfluss nicht nur auf Kinder und Jugendliche hat, sondern auf die gesamte Gesellschaft. Dieser Einfluss ist subtiler und umfassender, als es auf den ersten Blick zu sein scheint. Es sind die Gesetze des Marktes und der Vermarktung, die niemals zu beherrschen sind, die uns beherrschen, die hier, als Pornografie, im Bereich der menschlichen Sexualität und ihrer gesellschaftlichen Realität gelten und wirken.

(wird fortgesetzt)

* nicht jede pornografische Abbildung wirkt sexuell erregend, es kommt wohl stets auf die Vorlieben des Betrachters an.

Montag, 11. Oktober 2010

Super-Nanny moderner Sexualerziehung, Teil I

Anmerkungen zur Diskussion um die Wirkung von Pornografie

In den letzten Monaten finden sich in den Massenmedien, in Fernsehen, Rundfunk und im Internet selbst Spuren einer angeregten Diskussion über die Folgen der Internet-Pornografie auf die sexuelle Sozialisation von Kindern und Jugendlichen.
Wer diesen Diskurs folgt, dem springt die Gegensätzlichkeit der Einschätzungen über die Wirkung von Pornografie ins Auge:
  • die eine Gruppe von Protagonisten sieht verheerende Folgen auf das Sexual- und Beziehungsverhalten der Jugendlichen;
  • die andere Gruppe vertritt die These, dass Pornografie keinerlei negative Wirkungen auf das Verhalten Jugendlicher ausübt oder erkennt sogar eine Stärkung ihrer moralischen Attitüden.
Beide Positionen werden durch Argumentationsstränge exponierter Experten und durch entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen untermauert. Aber wie das mit den Experten und der Wissenschaft so ist, Erkenntnisinteresse und Erkenntnis scheinen Hand in Hand zu gehen, die Verwirrung nimmt auf dieser Ebene manchmal eher zu als ab. So ist das halt mit den Verallgemeinerungen. Eine Verwirrung, die wohl der Preis menschlicher Ambitionen zur Generalisierung ist und die immer dort auftritt, wo es heißt “die …”: “die Frauen”, “die Männer”, “die Kinder”, “die Jugendlichen”. Dieses Bedürfnis nach Verallgemeinerung, die schnell zur Normierung wird, kann so manches kaschieren:
  • Das Eingeständnis, etwas nicht zu verstehen, nicht zu wissen.
  • Der Schrecken, diesem grundlegenden Nicht-Verstehen ins Auge zu sehen
  • Der Wunsch nach Domestizierung, Handhabbarmachung des Anarchischen, Unangepassten, Abweichenden
  • Die Egalisierung der Abweichung, der Individualität (es ist eine Ironie der Geschichte, dass gerade in den Gesellschaften, in denen das Individuum und die Individualität groß geschrieben wird, in den Bereichen Liebe, Beziehung, Sexualität und Bindung ein ständiger naiver Zwang zur Normierung aufscheint)
Akt5Dieser Verallgemeinerungszwang der Medien landet in den Köpfen der Adressaten und lässt diese sich selbst mit der Norm vergleichen. Da aber die Verallgemeinerungen fast so vielfältig in ihren Varianten sind wie die Wirklichkeit selbst, fühlen wir uns keineswegs belehrt und klüger, sondern immer noch nachdenklich und unter Umständen verwirrt.
So ist das. Aus dieser Verwirrung schließlich wächst hier und da die Sehnsucht nach einer Supernanny, die genau weiß, wo und wie es lang geht. In Sex-Angelegenheiten. Da sind wir dann halt wieder bei der Pornografie. Die zeigt doch wenigstens anschaulich, im wahrsten Sinne des Wortes, wo es lang geht im Liebesleben, und das super-sized. Alles super halt. Das macht Porno so populär und ihre Protagonisten bisweilen zu den bewunderten Super-Stars. Sonst sagt ja niemand was zum Thema, zumindest nicht auf der Super-Ebene. Und Super-Stars sind doch alle ... im Bett, oder?

Dienstag, 5. Oktober 2010

Wie raube ich mir den Schlaf?

Jeder zweite Berufstätige in Deutschland leidet unter Schlafstörungen.

Eine Studie der DAK zeigt signifikante Steigerungenraten in den Fehlzeiten wegen Schlafstörungen, seit 2004 haben diese um rund 50 Prozent zugenommen. Soweit ein paar der Fakten, die ich zum Ausgangspunkt meiner Anmerkungen mache. Denn, obwohl diese Studie noch andere aufschlussreiche Details über die Befindlichkeiten des modernen Menschen aufzeigt, möchte ich mich hier nicht in Details verlieren.
Wenden wir uns doch einfach mal diesem Phänomen Schlafstörung zu. Was ist wesentlich an ihnen? Die meisten Schlafstörungen haben eine Gemeinsamkeit: dass Körper und Geist nicht beide entspannt sind oder eine Instanz von beiden in einem Zustand der Überregung verharrt.
Ich sehe einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Zunahme von Schlafstörungen und der Unfähigkeit zur Entspannung. Letztere wiederum ist in weiten Teilen einem Lebensstil geschuldet, dem ein wachsender Leistungsdruck nicht nur im Berufsleben, sondern auch in der sog. Freizeit zueigen ist. Das Grundmuster des Leistungsdrucks, vom Ansatz her ein sinnvolles Prinzip einer renditeorientierten Ökonomie, hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte sukzessive auf alle Lebensbereiche ausgedehnt. Der Leistungsdruck beginnt im Kindergarten und macht selbst vor der sexuellen Lust im Erwachsenenalter längst nicht mehr halt (siehe meine Beitrag Stress im Bett). In jeder Situation leistungsbereit, das Optimum bringen, der oder die Beste sein. Stoppuhr, Maßband, Tabellen,Statistiken sind allgegenwärtig, um uns herum und in den Köpfen sowieso. Sie alle haben nur einen Sinn: zu quantifizieren und damit vergleichbar zu machen. Wir sind im dauernden Wettbewerb auf dem Weg zu Superstar.
Tagtäglich umgeben von erfolgreichen Vorbildern in allen Bereichen konkurrieren Gehirne und gehirndominierte Körper in jeder Minute, um ihr Bestes zu geben und der oder die Beste zu werden. Denn diese Leistung verspricht nicht nur Ruhm und Ehre, sondern höchstes Glück oder Glück in seiner höchsten Form.*
Tja, und dann wundert sich jemand über Schlafstörungen? Die Wahrheit ist: Selbst Superstars sind nicht davor gefeit. Denn sie müssen sich jederzeit Sorgen machen, wieder in die Tiefe der Bedeutungslosigkeit zu fallen. Das mag ein ähnlich angsteinflössendes Gefühl zu sein, wie seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Aber selbst solange man einen hat, einen Arbeitsplatz, sind Ängste und Leistungsdruck ganz schlechte Ruhekissen.
Der Schlüssel liegt darin sich wirklich zu entspannen. Das beginnt damit, einmal nichts zu tun. Auch in der Freizeit nicht, kein TV, keine Musik, keine Illustrierte. Einfach mal nichts, gar nichts machen. Auch nicht Pläne schmieden, über etwas Wichtiges nachdenken. Gar nichts. Einfach an die Decke starren, an die Wand oder aus dem Fenster, mit halboffenen Augen. Wie die Katze zum Beispiel. Haben Sie schon mal gehört, dass die Schlafstörungen hat?
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* Der Leistungssport zeigt uns wieder immer diese Glückversprechen, wenn die Sieger befragt werden "Und wie fühlen Sie sich jetzt?" Als ob jener Augenblick ein Augenblick der Erleuchtung wäre. Vielleicht ist er es sogar, aber anders: Die Augenblicke von Ruhm und Reichtums sind nicht wirkliche Glücksmomente, denn sie liegen nur im Auge des Betrachters, im Auge der Millionen Zuschauer, die in den Bildschirm starren. Ob sie wirklich im Herzen des Siegers Spuren hinterlassen?

Freitag, 1. Oktober 2010

Die Aliens und die Mission der Kirche

Vatikan-Astronom möchte Aliens taufen

Oft beschleicht einen ja das Gefühl, dass die katholische Kirche noch eher im Mittelalter zuhause ist als im 21. Jahrhundert. Aber weit gefehlt! Es gibt auch fortschrittliche Köpfe im Vatikan. Der Astronom Dr. Guy Consolmagno, seines Zeichens Leiter der weltgrößten Meteoritensammlung an der vatikanischen Sternwarte von Castel Gandolfo, ließ kürzlich verlauten, dass sein größter Wunsch es sei, bei Begegnungen der 3. Art diese zum katholischen Glauben zu missionieren. Er sei fest davon überzeugt, dass es Ausserirdische gibt, die Frage sei allerdings, wann und ob man ihnen begegnen würde. Wenn, dann wäre er der Erste, der losgehen würde, um diese für die Lehre des katholischen Christentums zu bekehren. Allerdings dürfte Dr. Consolmagno sich damit in Konflikt mit der Position des berühmten Astro-Physikers Prof. Stephen Hawking befinden, der kürzlich eindrucksvoll davor gewarnt hatte, mit den Ausserirdischen überhaupt zu sprechen. Hawking riet der Menschheit, sich lieber ganz still zu verhalten im Weltall.

Wie gut, dass das Sommerloch jetzt langsam vorbei ist! Als ob die Menschheit keine anderen Sorgen hätte.