Freitag, 31. März 2017

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (160): Die Einleitungsphase und der väterliche Halt

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In Gesamtprozess der seinsorientierten Körpertherapie erfahren Körper und Seele des Menschen Ausweitungen innerer Heimat und Friedens, von Stille, Geborgenheit und Zentrierung, letztlich die Essenz eines lebendigen Selbst- und Körperkontakts.

Die wenigsten Menschen sind gleich in der Lage, mit der Ruhe und der Stille in sich in Verbindung zu treten. Unruhe, Hektik, Aggressivität, Übererregung, zwanghaftes Denken, also eine deutliche Überladung des Kopfes sowie eine chronische Anspannung des gesamten Organismus beschreiben jene typischen energetischen Muster, die ins Auge springen, wenn Klienten zum ersten Male auf der Matte liegen.

Von konkreten Charaktertypen, wie z. B. der hysterischen oder phallischen Persönlichkeit, darf nicht erwartet werden, dass diese am Anfang eines körpertherapeutischen Prozesses überhaupt in der Lage sind, ohne Hilfe in einen Zustand von Ruhe und Entspannung zu treten. Ihre chronische Überladung macht es ihnen schwer bis unmöglich, in einen parasympathischen Status zu wechseln. In extremen Formen gewinnt man den Eindruck,  dass ihr gesamtes System darauf ausgerichtet ist, der Erfahrung von Ruhe und Stille zu entfliehen.

Bei diesen und anderen Indikationen greift der seinsorientierte Körpertherapeut deshalb auf das Repertoire des klassischen »Bodyworkers« zurück. Der Körper- und Charakterpanzer wird hier direkt bearbeitet, um die hohe Anspannung und Übererregung der Körperseele zu entladen und schließlich erste punktuelle Erfahrungen von Entspannung zu ermöglichen.

In diesem Fall empfehlen sich Interventionsmethoden der Vegeto- und Orgontherapie und der darauf basierenden neoreichianischen Richtungen. Mithilfe von Entladungstechniken werden die Voraussetzungen für Erfahrungen auf der Seinsebene geschaffen.

So wie es für Menschen des westlichen Kulturkreises des Umwegs über eine kathartische Bewegungsmeditation (z. B der »Dynamischen Meditation« nach Osho) bedarf, um zur Stille einer Sitz-Meditation zu finden, so führt für den seinsorientierte Körpertherapeuten der Weg über die klassischen reichianisch-kathartischen Methoden zu den Erfahrungswelten von Entregung, Halt, Ruhe, tiefer Entspannung und Trance.

(Fortsetzung folgt)

Sonntag, 26. März 2017

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (159): Die Wechselwirkung des mütterlichen und väterlichen Prinzips im Transformationsprozess

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Grundsätzlich liegt es nahe, dass beides, das mütterliche und das väterliche Prinzip, wesentliche Elemente des gesamten Prozesses darstellen. Entsprechend den menschlichen Entwicklungsphasen von der Empfängnis bis hin zum Erwachsenenalter dominieren entweder das mütterliche oder das väterliche Element in der jeweiligen Phase.

Lassen Sie uns das an einem Beispiel konkretisieren: In der pränatalen Phase und im ersten Lebensjahr repräsentiert die Mutter das dominierende Bindungsobjekt des Kindes. Wenn wir therapeutisch mit den Themen dieser Entwicklungsphase zu tun haben, treten wir demnach in einer mütterlichen Grundhaltung, sowie mit mütterlichen Bindungsangeboten und Interventionsmethoden in Beziehung zu unseren Klienten. Energetischer Kontakt,  Bindungs-Halt, verbundene Tiefentrance und sensitive Berührungen stehen dabei körpertherapeutisch im Vordergrund.

Wir kontaktieren Fötus, Neugeborenes und Baby im erwachsenen Klienten in der Qualität der Berührungen, der Gesten, der Stimme, der inneren Haltung schlechthin. Zuwendung, Einstimmung, Gefühlsanklang und eine das Sein des Klienten liebevoll bejahende Einstellung repräsentieren die Grundhaltung des Mütterlichen auf Seiten des Beziehungsangebots durch den Therapeuten.

Wie im realen Leben bedeutet die Dominanz des Mütterlichen in dieser Entwicklungsphase jedoch nicht automatisch die Abwesenheit des väterlichen Prinzips. Im Gegenteil, erst die Präsenz des väterlichen Halts im Energiefeld der Mutter entfaltet ihre Ressourcen der Hingabe an das wachsende Leben. Diese Präsenz ermöglicht es ihr, ihrem Baby den Seins-Halt zu geben, der Wachstum in liebevoller Bindung ermöglicht.

Analog bildet die Präsenz des väterlichen Halts den Rahmen der seinsorientierten Körpertherapie, in dem der Raum für die regressive Hingabe an diese frühkindlichen Gefühle und ihr Rebonding geschaffen wird. Dieser Rahmen wird durch klare zeitliche und organisatorische Strukturen und Regeln abgebildet. Auch eine unterstützende Supervision kann als wichtiges Element des väterlichen Prinzips für die Arbeit mit den regressiven Themen der frühen und frühestens Kindheit herangezogen werden.


Umgekehrt schließt in jenen Phasen, in denen die Elemente des Väterlichen dominieren, z. B. in der genitalen Phase, der mütterliche Halt im Hintergrund den Kreis zur Transformation. Denn dieser ermöglicht es, dass die Themen dieser Entwicklungsphase nicht auf der Machtebene, sondern auf derjenigen des liebevollen Bindungs-Halts zum Vater gelöst werden.

Entsprechend bilden die Elemente des Mütterlichen ein effizientes Korrektiv in all jenen Phasen des Transformationsprozesses, in denen in konfrontativer Weise am narzisstischen Ego des Klienten gearbeitet wird. Die tragende Bindungsliebe des mütterlichen Prinzips bildet hier eine notwendige Voraussetzung, damit das narzisstische Ego nicht in Widerständen stecken bleibt, sondern sukzessive seine Rigidität verliert und sich der Wahrheit und der Liebe des Herzens öffnen kann.

Überhaupt lässt sich allgemein festhalten, dass, gehen wir in die Tiefe der Seele, wir stets zum Licht und zur Liebe finden, gleichgültig, von wo aus unsere Wanderung beginnt. So werden wir auf der tiefsten Ebene des väterlichen Halts zur Bindungsliebe gelangen und auf der tiefsten Ebene des mütterlichen Halts zur tiefsten Akzeptanz der Autonomie des Kindes.

Auf jener tieferen Ebene des Mütterlichen und des väterlichen Halts begegnen wir immer nur dem einen: der Wahrheit und Wahrhaftigkeit von Liebe.

(Fortsetzung folgt)

Mittwoch, 22. März 2017

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (158): Mütterliche und väterliche Elemente in der Körpertherapie


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Werfen wir einen Blick auf den Gesamtprozess der Transformation der seinsorientierten Körpertherapie. Hier wird sichtbar, dass frühkindliche und kindliche Bedürfnisse reaktualisiert und auf einer energetischen und symbolischen Ebene realisiert werden. Diese Bedürfnisse betreffen den mütterlichen und väterlichen Bindungs-Halt, und zwar als eine empirische, energetische und symbolische Erfahrung und deren kognitive Integration.

Der körpertherapeutische Ansatz ermöglicht, Halt und haltende Berührung als wahrhaftige Erfahrungen zu integrieren, die symbolische Dimension erschließt sich durch die Übertragungs- und Bindungsprozesse und deren Auflösung in der Endphase des Prozesses.

Entsprechend bilden die symbolischen und energetischen Erfahrungen des mütterlichen und des väterlichen Halts nicht nur den Rahmen dieses Prozesses, sondern auch den Inhalt, d. h. das Spektrum typischer Interventions- und Erfahrungsangebote.

Traditionell arbeiten Körpertherapien schon seit jeher mit mütterlichen und väterlichen Elementen. All jene rezeptiven, einfühlenden, sensitiven und intuitiven Berührungen, die in den unterschiedlichen Körpertherapietraditionen verwendet werden, lassen sich dem Spektrum der mütterlichen Elemente zuordnen. Katalytische, invasive, den Körperpanzer direkt attackierende, intentional-technische Berührungen ordne ich dem Spektrum der väterlichen Elemente zu.

Je nach Körpertherapie-Schule finden sich Unterschiede, die dem Geschlecht, der Persönlichkeit und Persönlichkeitsstruktur der Gründer geschuldet sind. Auffällig ist, dass in der Generation der Gründer Frauen eher unterrepräsentiert waren und gerade in der Traditionslinie Reichs eine geringe Rolle spielten.

Die Dominanz der Männer war eklatant. Ausnahmen bildeten Nic Waal und Gerda Boyesen aus Norwegen und Reichs Tochter Eva. Wo man auch hinschaute, die exponierten Schulen in der Körpertherapie wurden von Männern gegründet und geleitet.

Daraus ließe sich die Hypothese ableiten, dass die mütterlichen Elemente in den Körpertherapie-Schulen der ersten Generation eher unterrepräsentiert waren. Andererseits fällt auf, dass bis heute überwiegend Frauen sich von den körpertherapeutischen Ansätzen angezogen fühlen, wirft man einen Blick in die Ausbildungsgruppen und Praxen. Ich möchte das hier nicht vertiefen, das sollte an anderer Stelle geschehen. Ich deute diese widersprüchlichen Tendenzen zunächst als Ausdruck einer gewissen Verwirrung und Unbewusstheit gegenüber den eigenen Wirkkräften von mütterlichen und väterlichen Haltungen und Interventionen.

Um so wertvoller dürfte es sein, diesen nicht nur mit Klarheit zu begegnen, sondern diese auch mit Achtsamkeit und Bewusstheit im Transformationsprozess einzusetzen.

(Fortsetzung folgt)

Samstag, 18. März 2017

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (157): Der Faktor Zeit in der Berührung

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Neben der Dualität von Halt und Information spielt der Zeitfaktor eine wesentliche Rolle. Genügend Zeit zu haben ist in unserer Kultur eine seltene, aber umso heilsamere Voraussetzung, um sich neuen Erfahrungen, insbesondere auf der Seinsebene, zu öffnen. Der Weg aus der kulturellen Arrhythmie des Dauer-Gehetztseins zur organismischen Wahrheit eines natürlichen biologischen Rhythmus bedarf des Einfallstors der Zeitlosigkeit.

Das bedeutet, übertragen auf das körpertherapeutische Setting, dass es durchaus angebracht sein kann, eine Berührung über 30 Minuten und länger an einer bestimmten Stelle aufrecht zu erhalten, um die Desorganisation des »versteinerten Selbst-Halts« zu ermöglichen. Ein Körperkontakt, der über derartig lange Zeitspanne bestehen »bleibt«, vermittelt eine völlig andere Botschaft als eine kurze Berührung, die gleich in die nächste übergeht. Eine »bleibende« Berührung erreicht und kontaktiert innere Seinsgefühle und Seinszustände bedeutend leichter als dies bei anderen Arten von Verbindung der Fall ist.

Ein solches »Da-Bleiben« und »Da-sein« kontaktiert das Dasein als solches. Es vermittelt jenen Halt des Seins, der im Gehaltensein mündet.

Desorganisierung des »versteinerten Selbst-Halts« in unterschiedlichen Körpersegmenten bildet die Voraussetzung für eine Reorganisierung der Energieströme im Körper auf der feinstofflichen Ebene, die sich aus den revitalisierten Herzcode-Informationen speist. Diese Resultate sind zwar nur indirekt erfahrbar, aber deutlich. Typisch ist ein grundlegend verändertes Selbst- und Körpergefühl, das im Anschluss an die Tiefentrance spürbar wird.

Diese Reorganisierung des feinstofflichen Energiesystems stellt sich also als ein Zusammenspiel von Halt- und Bindungserfahrungen mit dem Austausch von Herzcode-Informationen dar. Wie wir gezeigt haben, ermöglicht die seinsorientierte Halterfahrung dem Organismus, das eigene Haltesystem (den »versteinerten Selbsthalt«, die muskuläre und energetische «Panzerung«) sukzessive loszulassen. Das Zellgedächtnis des Organismus enthält offenbar genaue Vorstellungsinhalte darüber, wie sich Halt anfühlen sollte.

Deshalb ist es in der Anwendung seinsorientierten Körpertherapie von großer Bedeutung, diese innere Vorstellung des »richtigen« Halts, der »richtigen« Berührung im Klienten abzurufen. Das geschieht durch genaues Nachfragen und durch das »Try-and-error«-Prinzip. Es kann durchaus sein, dass diese Abfrage eine längere Zeit beansprucht, gerade dann, wenn der Klient über keine Erfahrungen auf dem körpertherapeutischen Gebiet verfügt.

Subjektiv geht dieser Prozess einher mit der allmählich wachsenden Erfahrung innerer Ruhe und innerer Versöhnung. Das Schließen dieses Kreises auf zellulärer Ebene führt auf diesem Hintergrund zu Verlebendigung und Erleichterung.

Diese Erfahrung des Seins-Halts ermöglichen es Leib und Seele, neue Positionen im und Perspektiven zum Leben zu entwickeln.

(Fortsetzung folgt)

Mittwoch, 15. März 2017

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (156): Verlebendigung in Seele und Körper

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Halterfahrungen auf der körperlichen und herzenergetische Bindungserfahrung auf der seelischen Ebene ermöglichen die »Verlebendigung« der Körperseele. Vitalisiert werden jene bio-emotionalen Potentiale, zu denen die meisten Menschen in der Kindheit noch Zugang hatten, welche jedoch durch die notwendigen Anpassungsprozesse des narzisstischen Egos und des Körper-Selbsthalts verschüttet wurden.

Dazu zählen wir auf der seelischen Ebene die Bindungs- und Liebesfähigkeiten zu anderen Menschen, zu Natur und der Schöpfung schlechthin, den freieren Zugang zu Informationen aus Körperempfindungen. Ein lebendiges Gefühls- und Seelenleben verstärkt die damit verbundenen intuitiven Fähigkeiten, Wirklichkeit auch jenseits der Etikettierungen des Verstandes zu erkennen. Auch die Möglichkeit, dort Entspannung, Loslassen und Hingabe zu erleben, wo dies erheischt ist, zum Beispiel im Liebesleben, nimmt zu.

Auf der körperlich-energetischen Ebene geht dieser Prozess einher mit einer Verlebendigung des Körpers, wachsender Beweglichkeit und Pulsationsfähigkeit, den Erfahrungen lustvollen Strömens im Körper selbst.

Der Empfindungs- und Gefühlsreichtum entwickeln sich, das emotionale Ausdrucksspektrum ebenso wie der kreative Selbstausdruck und die Lebensfreude, sowie Lust- und Hingabepotentiale wachsen.
Der unter der Voraussetzung einer tragenden Beziehung vermittelte Halt ermöglicht eine sukzessive Desorganisation des »versteinerten Selbst-Halts«. Diesen betrachten wir als funktionell identisch mit dem Charakter- und Körperpanzer, wie ihn Wilhelm Reich beschrieben hat. Er kann somit potentiell ersetzt werden durch die neuen alten, in der Kindheit verlorenen, inneren Ressourcen, die mit der Verlebendigung der Körperseele einhergehen.

In der Bindungserfahrung einer tragenden Beziehung und im erlebten bio-emotionalen Halt und der Tiefenentspannung findet sich letztlich die energetische Basis für die Übertragung von Herzcodeinformationen und die Neuformierung der Körperseele auf der feinstofflichen Ebene.

(Fortsetzung folgt)

Samstag, 11. März 2017

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (155): Über die "tragende Beziehung" im Transformationsprozess

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Auf diesem Hintergrund bilden die Herstellung einer tragenden Beziehung und Bindung die Voraussetzung auf der Beziehungsebene, der direkt körperlich erfahrbare Halt und die verbundene Tiefentrance diejenige auf der Ebene der Körpererfahrung.

Unter einer »tragenden Beziehung« verstehe ich jene Qualität einer Klient-Therapeut-Beziehung, welche durch die Gewissheit von Liebe und die Sicherheit der Bindung getragen wird. Sie setzt auf Seiten des Therapeuten eine bestimmte Liebesfähigkeit (»Agape«: bezeichnet die Qualität einer transpersonalen Liebesfähigkeit, die sich von der personengebundenen Liebe (»Eros« oder »Philia«) grundlegend unterscheidet) und ein offenes Herz voraus. Es dürfte naheliegend sein, dass eine solche Beziehungsqualität sich grundlegend von einem therapeutischen Arbeitsmodell unterscheidet, das auf psychotherapeutischer Technik oder angelerntem abstrakten Wissen basiert.

Der Entwicklung solcher Agape-Potentiale in Einzelarbeit, Weiterbildung und Supervision kommt innerhalb der seinsorientierten Körpertherapie eine größere Bedeutung zu als dezidiertes und abstraktes Wissen über Diagnostik und Therapietechnik. Denn letztere bleiben hohl und weitgehend wirkungslos, basieren sie nicht auf einem offenen Herzen und wahrhaftiger Liebesfähigkeit.

Eine tragende Beziehung stellt sich auf Seiten des Klienten in der Gewissheit und im Vertrauen dar, dass insbesondere die kritischen Deutungen des Therapeuten nicht auf das Selbst, sondern stets nur auf das narzisstische Ego zielen.

Dass sich eine derartige Beziehungsqualität als ein sukzessiver Prozess realisiert, dürfte einleuchten. Menschen, die ein Leben lang vor tiefem Misstrauen gegenüber Anderen geprägt sind, werden nicht plötzlich den Schalter umlegen können. Hier hilft uns allerdings die »positive Übertragung«, in der sich das tiefe Bedürfnis nach dem »guten Vater« und der »guten Mutter« als Idealtypus abbildet. Wir haben diese Phänomene bereits an anderer Stelle erläutert (der »Stimmigkeits-Effekt«).

Auf solcher Beziehungsbasis, die im Laufe des Prozesses sukzessive an Stabilität gewinnt, wird es möglich, die neurotischen Programme des narzisstischen Egos durchzuarbeiten. Eine tragende Beziehung entwickelt die Wahrnehmung von Herzverbindung und Liebe. Sie repräsentiert die alchemistischen Experimentierstube für eine zunehmende Liebesfähigkeit des Klienten, die sich bei akkurater Auflösung der Übertragungen realen Liebesobjekten außerhalb der therapeutischen Beziehung zuwenden kann.

(Fortsetzung folgt)

Mittwoch, 1. März 2017

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (154): Vom inneren Polizisten zur tragenden Beziehung

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Als »inneren Polizisten« definiere ich jenen Teil des narzisstischen Egos, der misstrauisch die lebendigen Prozesse der eigenen Körperseele und diejenigen seiner unmittelbaren Lebensumwelt betrachtet. Seine Existenzberechtigung leitet er aus der Berufung ab, alles zur Kenntnis zu nehmen und zu kontrollieren.

Im Transformationsprozess des Klienten benötigt er eine angemessene Zuwendung und Aufmerksamkeit, bis er dazu bereit ist, ein Stück dieser Kontrollsucht aufzugeben. Das energetische Zentrum des inneren Polizisten findet sich in jenem Dreieck zwischen den Augenbrauen und der Stirn, der als Sitz der Zirbeldrüse oder des 3. Auges bekannt ist. In dem Maße, in dem der innere Polizist die Kontrolle über die bio-emotionalen Vorgänge in der Körperseele aufzugeben bereit ist, öffnet sich das Energiezentrum des 3. Auges und dessen intuitiven Potentiale können sich entfalten.

Der innere Polizist betrachtet alle Vorgänge mit Skepsis und Misstrauen. Dies betrifft vor allem diejenigen, die mit Hingabe und tiefer Emotionalität, insbesondere der des Herzens, sowie mit Lustgefühlen und Sexualität zu tun haben. Im Grunde repräsentiert der innere Polizist all jene frühkindlichen Erfahrungen, in denen das Kind lernen musste, seine bio-emotionale Wahrheit zugunsten der Anforderungen seiner Lebensumwelt zu verleugnen.

Insbesondere frühe Mangelerfahrungen von Bindung und Halt schufen die Notwendigkeit dieser Anpassung der Persönlichkeitsstruktur an die Anforderungen der Außenwelt, wobei es zu einer positiven oder negativen Identifikation mit ihren Werten kommt. Er repräsentiert eine wesentliche Funktion des »Selbsthalts«, über den wir an anderer Stelle bereits gesprochen haben (Mütterlicher Halt, Selbsthalt und pränatale Prägung).

Dieser Anpassungsprozess kann soweit gehen, dass die eigene Ich-Identität nur über diese verinnerlichten Identifizierungen definiert wird und die innerseelische Landschaft eine menschenleere Wüste darstellt. In der Fachterminologie spricht man in diesem Kontext von »frühen Störungen«.

Bindung und Halt bilden daher die Essenz der Praxis der seinsorientierten Körpertherapie. Wir gehen davon aus, dass Defizite von Bindung und Halt innerhalb der frühkindlichen Entwicklung als ein nicht-geschlossener Kreis im Unbewussten der erwachsenen Persönlichkeit weiterhin existieren. Sie manifestieren sich in konkreten Charakter-, Körper- und Verhaltensmustern (»Charakterpanzer«), suchen ein Leben lang Antwort, doch scheitern an den Abwehrbastionen der erstarrten Persönlichkeitsstruktur.

(Fortsetzung folgt)