Freitag, 31. Juli 2015

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (22)




DAS GEBÄRMUTTERKLIMA UND DER  HERZCODE

Wenn wir die pränatale Lebensumwelt der sich entwickelnden Leibesfrucht betrachten, so finden wir auch hier eine Dualität allgemeingültiger, biologischer Funktionen auf der einen und individueller Prägungen auf der anderen Seite vor. Die Lebensumwelt des Embryos und des Fötus weist einerseits allgemeingültige biologische Gesetzmäßigkeiten auf, andererseits finden sich individuelle Prägungen durch das spezifische bio-emotionale Klima im Uterus. Entsprechend betrachten wir diese als Informationen, die aus dem mütterlichen an das fötale Leben übertragen werden. Daraus ergeben sie zwei Fragen:
  • Um welche Informationen und individuellen Prägungen handelt es sich?
  • Unter welchen Voraussetzungen und  Einflüssen vermitteln sie sich?

„Die Energiekardiologen behaupten, dass ein Fötus während seiner Entwicklung buchstäblich in Energie badet, die vom mütterlichen Herzen erzeugt wird. Wenn wir davon ausgehen, dass Herzenergie nichtlokal hin und her fließt, können kardio-energetische Einflüsse vom Vater und allen Personen, die der Mutter nahe stehen, auch bis zu einem gewissen Grad an der Entwicklung des Temperaments oder Persönlichkeitsmusters mitwirken, das zu einem sehr frühen Zeitpunkt der kindlichen Entwicklung ausgeformt wird.“ [Pearsall 1999, S. 225]

In diesem Modell erweist sich das Herz die energetische Instanz, vermittels derer sich die entsprechenden individuellen Informationen aus dem mütterlichen und familiären System übertragen.

Kann die persönlichkeitsbildende Information darin bestehen, wie erwünscht oder unerwünscht das neue Leben ist? Existieren ein Strom der Liebe oder der Ablehnung, der Lebensfreude oder der Depression im bioenergetischen System der Mutter, die auf den Fötus informell übertragen werden? Kann die seelische Grundstimmung der werdenden Mutter Einflüsse auf die Persönlichkeit des Fötus nach sich ziehen? Könnte sich die Qualität der Beziehung der Schwangeren zu ihrem Partner ein persönlichkeitsbildender Faktor für den Fötus darstellen?

(Fortsetzung folgt)

Dienstag, 28. Juli 2015

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (21)

Aber es gibt noch ein anderes Phänomen, das es zu diskutieren gilt. Die Kardioenergetik spezifiziert den Herzcode durch die These,
„dass (...) Erinnerungen an die Lebenserfahrungen, die Menschen, egal wann und wo auf der Welt, gemacht haben, zu unseren eigenen unverwechselbaren Erinnerungen werden. Im Gegensatz zu den individuellen, persönlichen Informationen, die als Erinnerung im Gehirn eingespeichert sind, bestehen Zellerinnerungen vielleicht aus universellen, archetypischen, von unendlich vielen Menschen geteilten Erfahrungen, die das kollektive Unbewusste  repräsentieren.“ [Pearsall 1999, S. 187 f.]

Damit wäre nicht nur die Theorie des kollektiven Unbewussten, die ja von C. G. Jung ausführlich formuliert wurde, sondern auch manches Phänomen von Informationsübertragungen, für das es bisher noch keine einleuchtende Erklärung gibt, einer plausiblen Erklärung näher gebracht. Ich denke an die in den letzten Jahren so populären Familienaufstellungen, wie sie von Bernd Hellinger und anderen praktiziert werden. Ich denke ebenso an jene Phänomene von Informationsübertragungen, die im Bereich des Okkulten oder Medialen angesiedelt werden.

Unklar bleibt zunächst, in welcher pränatalen Entwicklungsphase sich diese transpersonalen Anteile übertragen. Eine Hypothese lautet, dass sie gemeinsam mit dem personalen Herzcode der Mutter übertragen werden. Eine andere, dass sie eine quasi-genetische Grundausstattung jedes Menschen darstellen, als biologische Grundausstattung, also quasi instinktmäßig in jedem Menschen angelegt sind. Allein diese Tatsache begründet bereits die transpersonale Wesenheit des Menschen als spirituelles Wesen.

Bis hierher können wir also davon ausgehen, dass ebenso, wie es ein personales und transpersonales System des Selbst gibt, ein personale und ein transpersonaler Herzcode existieren. Beide sind funktionell identisch.

Im personalen System des Herzcodes wären Informationen über das Temperament,  die Herzverbindung der Eltern und Elemente der individuellen gefühlsmäßigen Lebensumwelt enthalten; im transpersonalen System die Matrix des kollektiven Unbewussten und seiner biologisch-emotionalen Grundausstattung, die für alle Menschen gleichermaßen gilt.

(Fortsetzung folgt)

Mittwoch, 22. Juli 2015

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (20)


BEGINN  DES HERZSCHL AGS  – HERZCODE

Es ist nicht klar, durch welchen Reiz die Formation erst weniger Wochen alter Herzzellen angeregt wird, sich in einen ureigenen Rhythmus einzustimmen. Am 25. Tag nach der Empfängnis beginnt das Herz des Embryos zu schlagen. Es kann vermutet werden, dass es vor allem, aber nicht nur, die mütterliche Herzenergie ist, die hier einen unbekannten, aber entscheidenden Impuls gibt, den eigenen Herzcode überträgt und das embryonale Herz zum Schlagen bringt.

Es deutet manches darauf hin, dass sich in diesem Augenblick eine wundersame Einstimmung ereignet: Der Grundrhythmus des mütterlichen Herzens, der Rhythmus der „Basstrommel“, verbindet sich nun mit dem schnelleren und helleren Klang des embryonalen Herzschlags.

In diesem Prozess einer ursprünglichen Einstimmung  überträgt sich der Herzcode der Mutter und indirekt des Vaters als Matrix auf das Herz des Embryos. Die Gebärmutter stellt sich in diesem Modell nicht nur als ein physiologischer Uterus dar, sondern als eine Gebärmutter der Liebe, welche die Verbindungen zwischen den Herzen der Eltern und ihrem Kind spiegelt und so die Wurzeln der Persönlichkeit des Ungeborenen erzeugt.

Welche Informationen sind in diesem Herzcode enthalten?

Es spricht vieles dafür, dass es sich um grundlegende Persönlichkeitsprägungen handelt, die man unter dem Stichwort „Temperament“ im o. a. Sinne bezeichnen könnte. In der ursprünglichen Einstimmung dürfte bereits ein Grundmuster der späteren Objektbeziehungen enthalten sein, das ich als „Einstimmungspotential“ bezeichne. Beides zusammen können wir als die Persönlichkeitsbasis ansehen, ein Phänomen also, das häufig unter der Formel des Genetischen abgerechnet wird.

Das Herz des Embryos stimmt sich auf Rhythmus und Herzcode-Information des mütterlichen Herzens ein. Diese ursprüngliche Einstimmung ist die Grundform eines Phänomens, das uns später in der körpertherapeutischen Praxis der seinsorientierten Körpertherapie eingehender beschäftigen wird. In dieser ursprünglichen Einstimmung liegt die Wurzel dessen, was ich als den personalen Herzcode bezeichne.

(Fortsetzung folgt)