SELBST-BEGRENZUNG
Das innere Potential des Menschen wird durch verzerrte
Selbstwahrnehmungen blockiert. Lebensfreude, Liebes-, Lust- und
Kreativitätspotential, Einfühlungsvermögen und emotionale Kompetenz, all das
bleibt eingeschränkt in einer Persönlichkeit, welche die Stimme des „inneren
Kindes“ und des Herzens, und damit die wesentlichen Quellen des Selbst, negiert.
Was im Individuum an Herzlichkeit beschämt und abgespalten
wird, beeinflusst die soziale Kontaktfähigkeit, vor allem in den
Lebensbereichen menschlicher Nähe, im Liebesleben, dort wo soziale Kompetenz
gefragt ist.
In all diesen Bereichen zeigt sich die Begrenztheit eines
gehirndominierten Selbstbildes, ja das Scheitern des modernen Menschen als
soziales Wesen. Er scheitert mit in seiner Bindungs- und Beziehungsfähigkeit
und er scheitert in seiner Selbst-Beziehung
.
Solange Berechnung und Herzlosigkeit Hand in Hand gehen, bleibt
seine Liebesfähigkeit eingeschränkt. Wer sich selbst nicht annehmen und lieben
kann, dessen Liebesfähigkeit ist nicht nur reduziert, er wird zudem nicht davon
ausgehen können, dass er wirklich von jemand anderem geliebt wird. Das Misstrauen
errichtet eine unüberwindliche Mauer in seiner Beziehung zur Stimme seines
eigenen Herzens und zum Herzen des anderen Menschen. Eine Mauer, die kalt,
berechnend, machtorientiert und einsam macht, den Körper erstarren lässt, so
dass sich die Anmut des Lebendigen allmählich verliert.
Ein Mensch, der sich nicht annehmen und lieben kann, sich
körperlich und seelisch bei sich nicht zuhause fühlt, mit sich selbst nicht in
Frieden lebt, kann sich nicht (er)tragen. Es fällt ihm schwer, mit sich in
Einklang zu sein, ohne sich dabei mit irgendetwas „vollzustopfen“: Mit Arbeit,
Unterhaltung, Stimulantien oder ähnlichen Medikamenten gegen die gefürchtete Langeweile,
jene Leere, die aufkommt, wenn es „nichts zu tun“ gibt.
Einfach da zu sein, sich in dem Dasein an und für sich heraus
wohl zu fühlen, ist offensichtlich für viele Menschen nahezu unmöglich
geworden.
(Fortsetzung folgt)
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