In vielen charakterlichen Inszenierungen des ISB zeigt sich
eine rigide Ablehnung gegenüber Anteilen der eigenen Persönlichkeit, der von
Vernachlässigung bis zu offener Ablehnung geprägt ist. Dabei tritt der innere
Erwachsene dem inneren Kind mit Botschaften gegenüber wie: „Am liebsten würde
ich dir manchmal den Hals umdrehen“, „In manchen Situationen wünschte ich, du
wärst nicht da“, „Wenn du anders wärest, dann wäre alles gut“, „Wenn du dich so
verhältst wie jetzt, verachte ich dich einfach nur“. Wohlgemerkt, diese und
andere Aussagen finden sich in den inneren Dialogen des ISB in der einen oder
anderen Variante.
Ein inneres Kind und die Stimme des Herzens, die emotionalen Botschaften dieser Qualität
ausgesetzt sind, können sich zwar zurückziehen, können still werden, sich verbergen
in dunklen Ecken, aber sie können und werden sich nicht im Nichts auflösen. Sie
sind und bleiben Teil der Persönlichkeit, ein Leben lang.
Das innere Kind lebt und hat überlebt. Es hat der jeweiligen
familiären Umwelt gelernt zu überleben und überlebt auch im innerseelischen
Bürgerkrieg. Das innere Kind hat wahrscheinlich gelernt, sich in dieser oder
jener Weise zu schützen, in jedem Fall aber ein abgrundtiefes Misstrauen entwickelt,
ein tiefes Misstrauen gegen jeden Menschen. Ein Misstrauen, das es schwer
macht, den eigenen Gefühlen und denen anderer Menschen Vertrauen entgegen zu
bringen.
Das ganze Szenario des innerseelischen Bürgerkriegs beschreibt
die Beziehungsrealität, in der innerer Erwachsener und inneres Kind leben: Sie
können nicht miteinander, sie können aber nicht ohne einander leben.
Sie haben aufgehört, sich zuzuhören, miteinander zu reden, sich überhaupt
wahrzunehmen als die, die sie sind. So gehen sie sich aus dem Weg, beschämen,
verachten, demütigen sich, oder schweigen sich an, trotzen, provozieren. Sie
leben unter demselben Dach, im gleichen Haus. Diese intrapsychischen Realitäten
erinnern nicht zufällig an die Schilderung einer gestörten Paarbeziehung.
Sie bilden und reproduzieren das intrapsychische Familiensystem,
die Persönlichkeit, den Charakter. Sie sind auf Gedeih und Verderben aneinander
gebunden. Sie tun so, als gäbe es eine Perspektive, wenn der jeweils andere
nicht mehr da wäre, nicht mehr existieren würde. Sie reproduzieren diese
Illusion und damit den ISB, Tag für Tag, Stunde für Stunde, Situation für Situation.
Die Wahrheit, die beide ausblenden, ist: Wenn der eine nicht mehr existieren
würde, dann würde der andere auch auf- hören zu leben. Es kann keinen Sieger
geben. Deshalb ist es ein vollkommen aussichtsloser Kampf, der, bisweilen ein
Leben lang, gekämpft wird.
(Forsetzung folgt)
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