EIN KAMPF OHNE
SIEGER
Herr A. war hatte einen Beruf, in dem er häufiger
Präsentationen und Vorträge vor fremden Fachpublikum halten musste. Die Tatsache,
dass er vor seinen Vorträgen Lampenfieber hatte, aufgeregt war, stellte für ihn
einen so starken inneren Konflikt dar, dass er deswegen therapeutische Hilfe
suchte.
Im Hintergrund stand deutlich
die Vorstellung des „inneren Erwachsenen“, dass es angebracht sein müsse, in jeder Situation, also auch bei einem öffentlichen Vortrag, jederzeit
cool und souverän zu sein. Das „innere Kind“, die Stimme seines Herzens, seine
organismische Realität, zeigte sich jedoch aufgeregt und scheu, was den
„inneren Erwachsenen“ wiederum verunsicherte, provozierte und zu Bestrebungen
veranlasste, durch verstärkte Selbstkontrolle, Druck und Unterdrückung jede Anzeichen dieser Aufregung nieder zu kämpfen.
Dies wurde sowohl auf der charakterlichen als auch auf der organismischen Ebene
sichtbar, u.a. in einer chronischen Ausatmungshemmung im Brustkorb.
Doch konnte sich das innere Kind mit seiner Aufregung den
„Polizeitruppen“ des inneren
Erwachsenen immer wieder
entziehen. Die Aufregung war jahrelang nicht in den Griff zu bekommen, nicht
kontrollierbar. So befanden sich beide Persönlichkeitsanteile in jenem dauerhaften
Konflikt, für den es keine Lösung zu geben schien und der einen Großteil der
kreativen Energie dieses Mannes binden konnten: dem „innerseelischen
Bürgerkrieg“.
Diese Vignette zeigt u.a. folgende Aspekte des ISB:
- Es gibt keinen Sieger in diesem Kampf, es kann keinen Sieger geben. Denn ein Sieger würde Vernichtung nach sich ziehen.
- Es gibt kein Ende des Konfliktes, sondern lediglich neue Inszenierungen, neue Dramen.
- Die besonderen Inhalte, Muster, die Ausformung und Dramaturgie des ISB ist das, was man als Charakter eines Menschen betrachten kann.
- Im ISB wird ein bestimmtes Quantum lebendiger, kreativer Energie gebunden, das damit anderen Bereichen des Lebens nicht zur Verfügung steht.
(Fortsetzung folgt)
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