Die autoaggressiven Dramen spielen sich subtil und automatisch ab, und ihre destruktive Eigenart bleibt häufig der Selbstwahrnehmung entzogen. Bestimmte innerseelische Persönlichkeitsaspekte, z.B. Gefühlsrealitäten, Kontaktbedürfnisse, Sehnsüchte etc. sind zu Fremden im Haus der eigenen Seele geworden. Sie eignen sich, wie die realen Fremden in gesellschaftlichen Systemen, ausgezeichnet als Objekte besonderer Beobachtung, Diskriminierung und Verfolgung, eignen sich als Sündenbock und Objekt spezifischer Aggression und Feindseligkeit.
Das Spektrum des „innerseelischen
Bürgerkriegs“ reicht von milden Formen der Autoaggression, die einher gehen mit
vermindertem Selbstwertgefühl, bis zu schweren Varianten, die sich in gesundheitsgefährdenden
selbstzerstörerischen Verhaltensmustern zeigen (Drogen- und Alkoholmissbrauch,
Selbstverletzungen, Selbstmissbrauch etc.).
Im ISB wendet sich ein bestimmter Teil der Persönlichkeit gegen einen anderen. Hauptrollen, die hierbei fast immer besetzt werden, spielen der innere Erwachsene und das innere Kind, die gleichzeitig als Stimme der Gehirns und Stimme des Herzens beschrieben werden könnten.
Das bemerkenswerte
Phänomen ist dabei nicht, dass es diese Instanzen gibt, oder dass die eine gut
und die andere schlecht ist. Das Spezifische ist die Art und Weise, wie sich
ihre Beziehung gestaltet: nämlich als kriegerische, als „innerseelischen
Bürgerkrieg“.
Der innere Erwachsene
und die Stimme des Gehirns repräsentieren dabei die Instanz der prägenden
biografischen Erfahrungen des Kindes, welche seine liebenswerten und weniger
liebenswerten, seine bejahten und negierten Persönlichkeitsanteile definierte.
Sie bilden das Spektrum der Identifizierungen und Introjekte, die sie aus dem
Familiensystem und seinen Repräsentanten (meistens den Eltern) übernommen
haben.
Das innere Kind und
die Stimme des Herzens stehen für die jeweiligen
authentischen Gefühle des Kindes und seine organismischer Wahrheit. Sie bilden diejenigen
ausgegrenzten Anteile der kindlichen Persönlichkeit, die keinen Platz oder keine
Resonanz im Familiensystem fanden, domestiziert wurden und später vom inneren
Erwachsenen und der Stimme des Gehirns kontrolliert und dominiert werden müssen.
(Fortsetzung folgt)
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