Freitag, 3. Juli 2015

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (7)


Die autoaggressiven Dramen spielen sich subtil und automatisch ab, und ihre destruktive Eigenart bleibt häufig der Selbstwahrnehmung entzogen. Bestimmte innerseelische Persönlichkeitsaspekte, z.B. Gefühlsrealitäten, Kontaktbedürfnisse, Sehnsüchte etc. sind zu Fremden im Haus der eigenen Seele geworden. Sie eignen sich, wie die realen Fremden in gesellschaftlichen Systemen, ausgezeichnet als Objekte besonderer Beobachtung, Diskriminierung und Verfolgung, eignen sich als Sündenbock und Objekt spezifischer Aggression und Feindseligkeit.

Das Spektrum des „innerseelischen Bürgerkriegs“ reicht von milden Formen der Autoaggression, die einher gehen mit vermindertem Selbstwertgefühl, bis zu schweren Varianten, die sich in gesundheitsgefährdenden selbstzerstörerischen Verhaltensmustern zeigen (Drogen- und Alkoholmissbrauch, Selbstverletzungen, Selbstmissbrauch etc.).

Im ISB wendet sich ein bestimmter Teil der Persönlichkeit gegen einen anderen. Hauptrollen, die hierbei fast immer besetzt werden, spielen der innere Erwachsene und das innere Kind, die gleichzeitig als Stimme der Gehirns und Stimme des Herzens beschrieben werden könnten.
Das bemerkenswerte Phänomen ist dabei nicht, dass es diese Instanzen gibt, oder dass die eine gut und die andere schlecht ist. Das Spezifische ist die Art und Weise, wie sich ihre Beziehung gestaltet: nämlich als kriegerische, als „innerseelischen Bürgerkrieg“.

Der innere Erwachsene und die Stimme des Gehirns repräsentieren dabei die Instanz der prägenden biografischen Erfahrungen des Kindes, welche seine liebenswerten und weniger liebenswerten, seine bejahten und negierten Persönlichkeitsanteile definierte. Sie bilden das Spektrum der Identifizierungen und Introjekte, die sie aus dem Familiensystem und seinen Repräsentanten (meistens den Eltern) übernommen haben.

Das innere Kind und die Stimme des Herzens  stehen für die jeweiligen authentischen Gefühle des Kindes und seine organismischer Wahrheit. Sie bilden diejenigen ausgegrenzten Anteile der kindlichen Persönlichkeit, die keinen Platz oder keine Resonanz im Familiensystem fanden, domestiziert wurden und später vom inneren Erwachsenen und der Stimme des Gehirns kontrolliert und dominiert werden müssen.

(Fortsetzung folgt)

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