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Die wenigsten Menschen sind gleich in der Lage, mit der Ruhe und der Stille in sich in Verbindung zu treten. Unruhe, Hektik, Aggressivität, Übererregung, zwanghaftes Denken, also eine deutliche Überladung des Kopfes sowie eine chronische Anspannung des gesamten Organismus beschreiben jene typischen energetischen Muster, die ins Auge springen, wenn Klienten zum ersten Male auf der Matte liegen.
Von konkreten Charaktertypen, wie z. B. der hysterischen oder phallischen Persönlichkeit, darf nicht erwartet werden, dass diese am Anfang eines körpertherapeutischen Prozesses überhaupt in der Lage sind, ohne Hilfe in einen Zustand von Ruhe und Entspannung zu treten. Ihre chronische Überladung macht es ihnen schwer bis unmöglich, in einen parasympathischen Status zu wechseln. In extremen Formen gewinnt man den Eindruck, dass ihr gesamtes System darauf ausgerichtet ist, der Erfahrung von Ruhe und Stille zu entfliehen.
Bei diesen und anderen Indikationen greift der seinsorientierte Körpertherapeut deshalb auf das Repertoire des klassischen »Bodyworkers« zurück. Der Körper- und Charakterpanzer wird hier direkt bearbeitet, um die hohe Anspannung und Übererregung der Körperseele zu entladen und schließlich erste punktuelle Erfahrungen von Entspannung zu ermöglichen.
In diesem Fall empfehlen sich Interventionsmethoden der Vegeto- und Orgontherapie und der darauf basierenden neoreichianischen Richtungen. Mithilfe von Entladungstechniken werden die Voraussetzungen für Erfahrungen auf der Seinsebene geschaffen.
So wie es für Menschen des westlichen Kulturkreises des Umwegs über eine kathartische Bewegungsmeditation (z. B der »Dynamischen Meditation« nach Osho) bedarf, um zur Stille einer Sitz-Meditation zu finden, so führt für den seinsorientierte Körpertherapeuten der Weg über die klassischen reichianisch-kathartischen Methoden zu den Erfahrungswelten von Entregung, Halt, Ruhe, tiefer Entspannung und Trance.
(Fortsetzung folgt)
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