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Abwehrimpulse und Ängste bilden ein Hinweis darauf, wie intimitätsblockiert der Mensch ist. Intimität, ist sie wahrhaftig, bleibt nah mit dem Herzen verbunden, im Allgemeinen intimer als mit der der Sexualität, sowohl in der Begegnung mit sich selbst als auch mit einem anderen Menschen.
Eines wird in der seinsorientierten Transformation deutlich: Wir begegnen in der Tiefe stets einem gebrochenen Herzen. Das gebrochene Herz bildet den Nährboden für die Entwicklung des Egos, und zwar bereits in den ersten Lebensmonaten.
Forschungen der letzten Jahre weisen darauf hin, dass bereits Babys über ein ausgeprägtes Mitgefühl verfügen. Einfühlungsvermögen, Kontaktfähigkeit und die Bereitschaft zur Hilfe gehören, wie bei allen sozialen Tieren, zur anthropologischen Grundausstattung. Die Forscher deuten dies als essentielle Überlebensstrategie, hilfsbereite und kooperative von bedrohlichen Individuen zu unterscheiden.
Diese natürliche Grundausstattung, das zeigen die Experimente, verändern sich, wenn die Babys älter werden. Vor dem 6 Monaten finden sich soziales Einfühlungsvermögen und Mitgefühl bei allen Babys, später, unter modellierenden Einflüssen der Umwelt, breitet sich mehr und mehr eine egozentrische Weltsicht aus, in der diese natürliche Sozialität verloren gehen kann (vgl. Hamlin, J. Kiley, Wynn, Karen, Bloom, Paul, 2007).
Diese Forschungen bestätigen unsere Prämisse, dass der »biologische Kern« (W. Reich) oder »Kernselbst« durch die Lebensumwelt geformt wird. Natur wird zur Kultur. Die Globalisierung findet sich auch in der kulturellen Gleichschaltung der Seelen, in der globalen Identifizierung mit dem narzisstischen Ego, die bereits in den Formungen der allerfrühesten Kindheit ihren Anfang nimmt. Den Nährboden dafür bilden Kontakt- und Bindungsstörungen, das früh gebrochene Herz und die verzerrte Wahrnehmung davon, was das Wesen eines Kindes ist (die sich erfreulicherweise zumindest im Bereich der Forschung in den letzten Jahren zu korrigieren beginnt).
Das narzisstische Ego, die Identifizierung mit dem Ego-Verstand lassen sich zunächst als Heftpflaster, dann als Wundverband und schließlich als fest verwachsenen Schutzpanzer interpretieren, der den Schmerz eines gebrochenes Herzens einstmals lindern sollte.
Herz und Schmerz, bei aller Banalität, bilden zwei Seiten derselben Medaille. Wenn wir das Herz authentisch fühlen, dann kontaktieren wir die tiefe Verwundung im Kern unserer Persönlichkeit. Dieser Schmerz ist es, der Abwehr, Angst und Schrecken auslöst, aber ebenso verhindert, das Herz in uns für uns selbst und andere Menschen zu öffnen und offen zu halten. Dieser Schutzpanzer bzw. die Identifizierungen mit dem narzisstischen Ego bringen eine Liebesunfähigkeit hervor, welche viel Leid auf der Seinsebene nach sich zieht.
Doch zurück zu den praktischen Konsequenzen. Der oben beschriebene »durchgängige Herzhalt« empfiehlt sich erst in der letzten Phase des Transformationsprozesses. Er bedarf der Durcharbeitung all dieser Abwehr- und Vermeidungsmuster, die noch wirken bzw. sich in der Endphase dramatisieren. Die gute Nachricht ist, dass sie bedeutend schneller und effektiver überwunden werden als in der Prozessphase. Es erklingt hier der letzte Satz der Symphonie des Herzens.
Wie auch immer er verläuft, spektakulär, ekstatisch oder in genussvoller Stille, der »durchgängige Herzhalt« wird zur tiefen Erfahrung zwischen zwei Herzen, die sich begegnen und verbinden. Er wird zur Matrix von Bindung und Liebe, die der Klient in sein Leben nimmt.
(Fortsetzung folgt)
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