Sonntag, 11. September 2016

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (114): Das Phänomen der intentionalen Berührung

Foto: Pixabay

Eines der Hemmnisse auf dem Weg zur seinsorientierten Körperarbeit bildete die in der Körpertherapie verwurzelte Tradition der intentionalen Berührung, also der Berührung mit der Intention eine bestimmte Wirkung oder Reaktion zu erzielen.

Die intentionale Berührung entstammt der Tradition einer mechanistisch geprägten Naturwissenschaft und Medizin, in welcher sich die analytischen Qualitäten des Ego-Verstands leicht mit einer praktischen Berührung vermischen. Oder, kurz gesagt, eine bestimmte Verstandes-Logik wird zum Träger der Berührungsinformation.

Berühren, »um zu«, beschreibt einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang, der in einer mechanistisch-technischen Medizin durchaus Sinn macht, aber im Kontext tieferer seelischer und energetischer Prozesse zumindest diskussionswürdig erscheint.

Diese mechanistischen Traditionen der Körpertherapie, wie sie z. B. in Zusammenhängen erscheinen, mithilfe bestimmter Massagetechniken (= Ursache) eine bestimmte Reaktion oder emotionale Reaktion (= Wirkung) zu erzeugen, übersehen, dass sie allein diagnostisch-analytischen Vorstellungen und Konstrukten des Ego-Verstandes entstammen und dementsprechend eingeschränkt sind. Auf diesem Hintergrund könnte auch ihre befreiende, transformatorische Wirkung eingeschränkt bleiben, da die in ihre enthaltene Schattenwelt im Dunkeln bleibt.

Selbst Reich, ein scharfsinniger Kritiker mancher Begrenzungen mechanistischer Herangehensweisen, übersah Konsequenzen, welche die in der intentionalen Berührung enthaltene latente Absicht, eine bestimmte Wirkung zu erzielen, nach sich ziehen können.

Betrachten wir dieses Phänomen genauer:

In meiner Praxis als Körpertherapeut fiel mir irgendwann auf, dass Klienten mit körpertherapeutischen Vorerfahrungen in anderen körpertherapeutischen Verfahren und Schulen typische Verhaltens- und Bewegungsmuster zeigten, die typisch für eine bestimmte körpertherapeutische Herangehensweise waren. Dies galt auch im Zusammenhang mit allen Atem- und Berührungstechniken. Das heisst, eine bestimmte, klar definierte Berührung rief bei Klienten mit Vorerfahrungen und Prägungen durch bestimmte Körpertherapieschulen unterschiedliche Reaktionsmuster hervor.

Was bedeutete diese Beobachtung?

(Fortsetzung folgt)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen