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Das gesellschaftlich dominante Prinzip der Effizienz, der optimalen Nutzung der Zeit, jene Rationalität, die auch immer Rationalisierung der Zeit ist, wie sollte sie auch spurlos an der (körper)therapeutischen Branche vorbeigegangen sein?
Eine intentionale Berührung ist auch Berührung, die subtil von der Ökonomie der Zeit bestimmt ist. Die in der Berührung verborgene Intention ist bei genauem Hinsehen eine der Zeitoptimierung, der Zeiteffizienz. Dieses Gesetz einer effizienten Nutzung von Zeit, auch im stillen Kämmerlein der körpertherapeutischen Arbeit, beeinflusst, begrenzt sie nicht auch, schränkt sie nicht auch ein?
Das Wirkungsfeld der intentionalen Berührung bleibt eingegrenzt auf diejenigen Prozesse, auf deren Hintergrund dieses Modells in Gang gesetzt wurde. Dies sind die Modelle eines der Logik des Ego-Verstandes, dem Ursache-Wirkungs-Modell und der Priorität der tätigen Veränderung (»sich regen, bringt Segen«) geschuldeten Wirklichkeitsmodells. Diese Modelle stellen ein grobes Werkzeug dar, welches darauf zielt, grobschlächtige Veränderungen im Bereich der Körperseele vorzunehmen. Was, wenn die Körperseele in ihrem Wesen viel feinstofflicher und filigraner wäre, als es die grobe Rasterung des analytischen Gehirns wahrnimmt und anderen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist?
Jede intentionale Berührung transportiert die Absicht des Therapeuten und erzeugt damit Druck: realen Druck auf Muskeln und Bindegewebe, aber auch Erwartungsdruck, Veränderungsdruck, Leistungsdruck.
Wir erkennen darin Ausdrucksformen der gleichen körperseelischen Mechanismen, unter denen der Klient leidet, das Syndrom seiner Selbstbeziehungsstörung. Erwartungsdruck, Veränderungsdruck, Leistungsdruck repräsentieren diejenigen Gestalten in der Seele der Klienten, welche die Selbstentfremdung, den inneren Perfektionismus, den »innerseelischen Bürgerkrieg«, also die Selbstbeziehungsstörung begründen und befeuern.
Bedeutet dies nicht gleichzeitig, dass wir mit dem Einsatz der intentionalen Berührung ihn mit einer Herangehensweise behandeln, die diese Prägungen nicht transformieren, sondern unberührt lassen oder gar zementieren? Bleibt nicht das grundlegende Selbstbeziehungsdefizit zwangsläufig unangetastet, wenn wir unseren Klienten ausnahmslos intentional berühren?
(Fortsetzung folgt)
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