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Wie lässt sich nun dieser Tendenz des dominierenden Ego-Verstands in der körpertherapeutischen Praxis entgegenwirken, wenn man ein einfacher Bodyworker oder Körpertherapeut ist, der sich nicht in einem quasi-erleuchteten Bewusstseinszustand befindet und nicht in einem Zustand von Zeitlosigkeit lebt?
Wir bereits dargestellt wurde, sucht die Körperseele nach Halt. Halt als liebevolle Geborgenheitserfahrung stellt eine ontogenetische Matrix und ein frühkindlich-menschliches Grundbedürfnis dar.
Halt entgeht potentiell, ähnlich wie die Berührung von Liebenden oder dem liebevollen Kontakt der Mutter-Kind-Dyade, den Gesetzen der Zeitökonomie. Halterfahrungen reduzieren den Aspekt des Intentionalen in der Berührung, weil eigentlich nichts geschieht im Sinne von Veränderung oder programatischen Abläufen.
Die Betonung liegt in diesen Erfahrungswelten eindeutig auf dem Sein und nicht auf der Tätigkeit. Halt ist der Raum der Stille, in dem das eigene Selbst den Herzschlag des Du wahrnimmt.
Berührung und Halt auf der Stufe der organismischen Wirklichkeit des Kindes wird durch die Erfahrung von Befried(ig)ung definierbar. Das bedeutet auch, dass in unserem Organismus eine innere Instanz existiert, die angibt, wann ein Körperkontakt, eine Berührung, eine Halterfahrung, »satt« gemacht, d. h. Befriedigung im Sinne eines spürbaren inneren Friedens, bewirkt hat und die Körperseele deutliche Anzeichen aufweist, sich in einen anderen Zustand zu bewegen, z. B. von der Entspannung und Trance in den der Aktivität und der Hinwendung zur Umgebung o. ä.
Dieser »Sättigungspunkt« ist individuell unterschiedlich und scheint mir in deutlichem Zusammenhang zu stehen mit den biografischen Prägungen der frühen Kindheit.
Er kann bereits nach ca. 20 Minuten eintreten, was dem Zeitabschnitt entspricht, den ich als »Trancezyklus« bezeichne, oder aber einem zwei- oder dreifachen Trancezyklus mit kleinen Pausen dazwischen (auf die körpertherapeutischen Einzelheiten komme ich später zurück). Es gibt allerdings auch Fälle, und dies trifft insbesondere auf die sog. Frühstörungen zu, bei denen der Sättigungspunkt ein Vielfaches des einfachen Trancezyklus beansprucht.
(Fortsetzung folgt)
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