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Das Geheimnis liegt auf der Bindungs- und Beziehungsebene, körpertherapeutisch bereits als »Stimmigkeitseffekt« eingeführt (siehe S. 308): Die Resonanz der innerseelischen Vorstellung von »richtiger« Berührung, auf den Idealtypus der »guten Mutter« und des »guten Vaters« bilden wichtige Bausteine einer »haltgebenden Beziehung«.
Mit diesem verbindet sich die Liebesfähigkeit des Therapeuten im Sinne seines Agape-Potentials, das wir bereits an anderer Stelle erörtert haben (siehe S. 356 ff.) Die auf Bindung gerichteten mütterlichen Haltangebote schaffen die Voraussetzung, um die konfrontative, väterliche Haltarbeit zu ermöglichen, welche die Panzerung und Ego-Programme in direkter Weise angehen.
Von dem Augenblick an, in dem der Klient eine tiefe Bindungsliebe verspürt, die zwischen ihm und seinem Therapeuten atmet, von dem Augenblick an, in dem der Klient sich innerlich gewiss ist, dass bei allem, auch bei kritischen Äußerungen, nicht sein Selbst oder seine Seele, sondern die Programme seines narzisstischen Egos angesprochen sind, von diesem Augenblick an öffnen sich die Räume einer neuen inneren Freiheit, beginnen die Erstarrungen des Narzissmus sich zu bewegen. Die Hilfestellung des Therapeuten, die eigenen narzisstischen Muster zu erkennen und sich mit ihnen zu desidentifizieren, wird so nicht weiter als Angriff auf die eigene Psyche, sondern als Potential des Wachsens zu Freiheit erlebt.
Auf diesem Hintergrund liegt der zentrale Fokus der seinsorientierten Transformation stets auf der Kontakt- und Beziehungsebene, um die Basis für die Arbeit mit dem narzisstischen Ego zu schaffen. Ist es ja gerade eine der hervorstechendsten Eigenschaften des narzisstischen Egos, nicht in Beziehung zu treten und sich stattdessen in der eigenen und eigenwilligen persönlichen Geschichtsschreibung ein- und abzukapseln.
(Fortsetzung folgt)
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