Franz-Anton Mesmer (1734–1815) |
Fast alle Klienten fühlten sich durch wiederholte Trance-und Halterfahrungen stabiler und lebendiger. Sie berichteten, dass sie sich in sich ruhend und innerlich zufriedener wahrnahmen. In der Beziehung zu mir wuchsen die Anzeichen positiver Übertragung und Bindung.
Weitere Fragen stellten sich: Ließen sich Seinshalt und Trancezustände, die wohltuend, entspannend und seelisch stabilisierend wirkten, bei allen Menschen in Gang setzen? Repräsentierten sie Regressionsmuster in prä- und perinatalen Entwicklungsstadien, die somit in allen Menschen anklingen konnten? Fanden sich hier Selbstheilungskräfte, die etwas auszubalancieren vermochten, was in früher Kindheit unbeantwortet blieb und zu neurotischen oder körperseelischen Symptomen geführt hatte? Konnten Trance und Seinshalt, werden sie körpertherapeutisch genutzt, aufgrund dieser Selbstheilungskräfte jene Persönlichkeitsmuster aus den frühen Entwicklungsphasen zu korrigieren?
Ich befasste mich eingehender mit dem Phänomen der Trance, studierte Modelle und Anwendungen. Am Anfang stand Franz-Anton Mesmer und sein »magnetischer Schlaf«, der Weg führte über die Hypnose und die Hypnotherapie Milton Ericksons bis zur soziokulturellen Tranceforscherin Felicitas Goodman. Franz-Anton Mesmer und sein »animalischer Magnetismus« (Mesmer (1734–1815) lebte in einer Epoche, in der Elektrizität und Magnetismus die Menschen beeindruckte. In Abgrenzung zum »mineralischen Magnetismus« nannte er seine körpertherapeutische Herangehensweise den »animalischen« oder »tierischen« Magnetismus.) faszinierten mich.
In der Staatsbibliothek in Berlin studierte ich über ein Jahr lang Mesmers Schriften und ein Konvolut von Sekundärliteratur. Ich stieß auf eine Bibliographie zum animalischen Magnetismus aus dem Jahr 1800, welche erstaunliche 1.000 Buchtitel listete. Ohne Frage zeigten die Recherchen, dass der heute fast vergessene Mesmer nicht nur als Entdecker des »animalischen Magnetismus« und des sog. »somnambulen Schlafes« firmierte, wie man die Trancezustände im 19. Jahrhundert nannte. Mesmer muss auch als Urvater aller energetischen Körpertherapien gelten. Er zeigte ein tiefes Verständnis der Eigenschaften und Gesetzmäßigkeiten der kosmischen Lebensenergie, dessen Weisheit heute noch berührt und modern erscheint, trotz der altertümlichen Sprache.
Nur, die Wissenschaftler, Biografen und Verfasser der Sekundärliteratur konnten eine solche Einschätzung seines Werkes nicht vornehmen, da es die bioenergetische Körpertherapie noch nicht gab und die Wissenschaft Vorstellungen einer kosmischen Lebensenergie bis heute ablehnt. Erst unsere Generation, in der Nachfolge von Reich, ist in der Lage, tiefer zu verstehen, was die Methode Mesmers darstellte: die Urform einer energetischen Körpertherapie.
Mesmer benutzte für seine therapeutische Arbeit die sog. »Mesmerschen Striche«, Bewegungsabläufe der Hände und Finger am Körper und in der Aura des Patienten. Diese energetischen Interventionstechniken verkürzten Schüler und Nachfolger zu einer reinen Suggestivtechnik, aus der später die Hypnose hervorging. Wissenschaftshistorisch formte sich über den Schotten James Braid aus den Mesmerschen Strichen die Technik der hypnotischen Tranceinduktion. Braid machte die sog. wissenschaftliche Hypnose populär, die später über Charcot zu Freud führte. (Bekanntlich begann Freud seine psychotherapeutische Praxis als Hypnotiseur, bevor er mit Breuer die sog. kathartische Methode begründete und erst danach die Psychoanalyse in die Welt setzte.)
(Fortsetzung folgt)
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