Mittwoch, 8. April 2020

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (262): Vorbemerkung zur langen Pause und Exkurs

foto: vkd

Es ist erstaunlich und motivierend, dass trotz der Regungslosigkeit, was Posts von mir betrifft, es einen ständigen Fluss von Besuchern und bisweilen sogar Abonnenten gab. Danke dafür.
Nicht zuletzt die Corona-Krise, die gegenwärtig bisher Verdecktes an die Oberfläche trägt, bietet mir ein Zeitfenster für eine neue Runde von Postings.
Immerhin jährt sich im Mai ein ganzes Jahr, seit ich hier etwas veröffentlichte. Erstaunlich. Erstaunlich aber auch, dass es ganze 261 Beiträge waren, die wohl immer noch hier da trotz der langen Pause ihre Leser fanden. Wie auch immer, jetzt fällt der Startschuss zu einer neuen Runde.
Wie zuvor entstammen die folgenden Veröffentlichungen den Vorarbeiten zu meinem noch unveröffentlichten Büchern. Ich habe seit einiger Zeit damit begonnen, den 1. Band noch einmal vollständig zu überarbeiten und zu erweitern, bevor er in Buchform der Öffentlichkeit präsentiert wird. Es war gut, das Manuskript über viele Monate nicht mehr anzufassen. Der zeitliche Abstand löste neue schöpferische Impulse aus, die, so hoffe ich, meine Betrachtungen in hellerem Licht erscheinen lassen.  
Die Postings, mit denen ich heute beginne, entstammen diesen textlichen Erweiterungen. Sie beginnen mit einem Exkurs zum Thema „Innerseelischer Bürgerkrieg“.
Wie immer freue ich mich über Rückmeldungen und wünsche meinen Lesern eine anregende Lektüre.

DIE WUNDE DES UNGELIEBTEN

»The First Cut is the Deepest«
(Cat Stevens)

»Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus.
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist der Beginn und das Ende ist dort.«
(Rainer Maria Rilke)

Im »innerseelischen Bürgerkrieg« werden Persönlichkeitsanteile unterdrückt, abgewertet, abgespalten, ignoriert. Dabei unterwirft der Galeerentreiber des Ego-Verstands Körper und Seele gnadenlos seinen Wirklichkeitskonstrukten. Dies geschieht von frühester Kindheit an. Die Tiefenpsychologen sprechen von »Ich-Entwicklung«.
Dieser Prägungsprozess, einhergehend mit der Sprachentwicklung des Kindes, beinhaltet die Sonderung von Seele und Verstand.
Als »Seele« definiere ich all jene angeborenen menschlichen Potentiale und Zugänge zum Leben, die nicht dem logischen Denken zuzuordnen sind: die Welt des Herzens, der Gefühle und Emotionen, die instinktiven und intuitiven Fähigkeiten, die Eingebungen, Visionen und andere sog. »übersinnliche Wahrnehmungen«. Gleichzeitig umrahmt der Begriff »Seele« die Dualität von psychologischer und spiritueller Natur des Menschen.
Das Kind lernt sukzessive, sprachlichen Erklärungen, Definitionen und Begriffen mehr zu vertrauen als seiner innerseelischen Wirklichkeit. Dies geschieht nicht ohne Dramen, das Kind erfährt all dies in  schmerzhafter Weise. Ein Schmerz, den es verdrängt, um zu überleben. Das charakterbildende Resultat bildet die »Selbstentfremdung«: Das Selbst bleibt dem Einzelnen von da an fremd. Die Suche nach dem Verlust manifestiert individuelle Vorstellungen des Absoluten: religiöse Gewissheiten, politische Ideologien und die unzähligen kleinen alltäglichen Urteile und Spiegelungen, die in der äußeren Welt denjenigen Halt verheißen, der in der inneren Welt verloren gegangen ist.

(Fortsetzung folgt)

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