Die Grundzüge des mütterlichen und väterlichen Halts haben Konsequenzen für die Körpertherapie.
Da sind zunächst einmal die diagnostischen
Schlussfolgerungen, sowohl im Seelischen als auch im Körperlichen Sein des
Menschen. Haltdefizite, d. h. unvollständige Erfahrungen von mütterlichem und
väterlichem Halt, zeigen sich direkt in der Persönlichkeit, ihren Charakter-
und Verhaltensmustern.
Bei allen Themen, die mit emotionaler Bindung, mit
Fähigkeiten von Empathie, mit der Liebesfähigkeit im allgemeinen zu tun haben,
sind die mütterlichen Halterfahrungen prägend. Defizitäre Erfahrungen von
mütterlichem Halt charakterisieren jene sog. „frühen Störungen“ und
Bindungsstörungen, denen wir begegnen.
Überall dort, wo sich ein Mangel an Lebensmut, Autonomie,
Selbstmanagement und sozialer Kompetenz in auffälliger Weise präsentiert, lässt
dies entsprechend auf eine defizitäre Halterfahrung durch den Vater schließen.
Solche Persönlichkeiten schwanken eher durch das Leben, zeichnen sich durch ein
auffälliges Maß an Unentschlossenheit aus, trauen sich nur wenig zu. In der
Regel wird man hier entweder abwesende oder repressive Väter finden, die die
Kompetenz ihres Kindes durchgängig abwerten oder völlig unkritisch idealisieren
(beides sind 2 Seiten der gleichen Medaille).
Auch im energetisch-körperlichen Bereich lassen sich leicht
die Entsprechungen von defizitären mütterlichen oder väterlichen
Halterfahrungen finden. Überall dort, wo der Körperpanzer besonders deutlich
ausgeprägt ist, deutet dies auf entsprechende Prägungen hin. Denn der
Körperpanzer, die energetische Erstarrung und die muskuläre Rigidisierung bestimmter
Körperbereiche, ist nichts anderes als der Selbsthalt, den sich der kindliche
Organismus gibt, und zwar in Ermangelung realer Halterfahrungen durch seine
Lebensumwelt.
Könnte es nicht sein, dass die fast endemisch verbreiteten
Rückenprobleme unserer Zeit ihre Wurzeln in unzureichender väterlicher
Halterfahrung haben? Kann es nicht sein, dass ein junger Organismus, der die
liebevolle Unterstützung seiner Autonomiebestrebungen durch den RÜCKhalt seines
Vaters nie erfahren hat, sich diesen selbst verschafft, indem er sich z. B. einen
Schildkrötenpanzer im Rücken zulegt? Das Phänomen einer vaterlosen
Gesellschaft, bzw. einer Gesellschaft der abwesenden Väter und das Phänomen
einer am Rücken leidenden Gesellschaft, dies sind in meinen Augen Koinzidenzen,
die Aufmerksamkeit verdienen.
Ein ähnliches Beispiel wären Herzerkrankungen, die ebenso
endemisch verbreitet sind. Könnten diese nicht ihre energetischen Wurzeln im
Mangel an liebevoller mütterlicher Halterfahrung haben? Wenn das liebende Herz,
die liebende Brust eines Kindes keine angemessene Antwort einer Geborgenheit in
Liebe erfährt, ist es da nicht naheliegend, dass sich sein Herz verkrampft, die
Brust panzert und seine Arme und Hände irgendwann aufgeben, nach der Liebe
auszugreifen?
Ich spreche hier ausdrücklich von energetischen
Dispositionen, d. h. dass die Lebendigkeit und Pulsationsfähigkeiten zunächst,
meist über Jahre und Jahrzehnte, in bestimmten Körperregionen, Wilhelm Reich
nannte sie Segmente, asiatische Traditionen sprechen von den Chakren,
eingeschränkt werden, bevor sich ein somatisches Symptom entwickelt.
(Fortsetzung folgt)
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