So wie die Prägungen durch den mütterlichen und väterlichen
Halt und deren Präsenz in unterschiedlichen Lebensphasen auf das Leben eines
Menschen einwirken, so treten diese auch in den verschiedenen Phasen des
körpertherapeutischen Prozesses in
Erscheinung.
Unsere oben eingeführte These, dass körperlich-muskuläre
Blockaden energetische Manifestationen eines Selbsthalts auf dem Hintergrund
mangelnder Halterfahrungen repräsentieren, liefert einen deutlichen Hinweis auf
die körpertherapeutischen Konsequenzen: Kann dieses Defizit an mütterlichem
oder väterlichem Halt durch die körpertherapeutischen Erfahrungen kompensiert
werden, so wird auch die Funktion des Selbsthalts im wahrsten Wortsinne
„überflüssig“.
Schließt sich der offene Kreis einer unzureichenden
Halterfahrung, der sich ein Leben im lang in Körper und Seele eines Menschen unbewusst
vorfinden mag, so wird es möglich, die Funktion des kompensatorischen
Selbsthalts loszulassen. Die Versteifung, Rigidisierung oder Panzerung in
Körper und Persönlichkeit tritt allmählich zurück vor einer beweglicheren, lebendigen
und authentischeren Pulsationsfähigkeit von Körper und Seele.
Halterfahrungen in der Körpertherapie finden sich jedoch
nicht nur in direkten körperlichen Interventionen. Sie beziehen sich auch auf
bestimmte Themenbereiche, die damit verbunden sind (Autonomie, Bindung,
Verschmelzung, Grenzen etc.). Für den Körpertherapeuten bedeutet dies, in der
Lage zu sein, die jeweiligen mütterlichen und väterlichen Anteile in sich nicht
nur kontaktieren, sondern auch gezielt in den Prozess einbringen zu können.
Nehmen wir zur Illustration ein Beispiel, das sich häufig in der körpertherapeutischen Praxis finden dürfte:
Eine vaterlos aufwachsende Tochter dürfte in den
väterlichen Bereichen mit Prägungen der Haltlosigkeit konfrontiert sein, die
sich sowohl auf der seelisch-charakterlichen Ebene als auch auf der
körperlichen niederschlagen. Dies ist allerdings abhängig davon, wie
umfassend es der Mutter gelungen ist, die väterlichen Seiten in sich zu
mobilisieren und in die Beziehung zur Tochter einzubringen.
Ist ihr dies
schlecht gelungen, so werden wir Symptome der Haltlosigkeit in sozialen Grenzen
und Strukturen ebenso vorfinden können wie Unsicherheiten und Schwankungen in Themen
von Autonomie und Bindung.
Körperlich findet sich bei den betroffenen Mädchen
oder Frauen typischerweise eine Neigung zu Rückenproblemen, da hier die
fehlenden Erfahrungen väterlichen Halts durch ein frühes autonomes körperliches
Haltesystem überkompensiert werden musste. Therapeutisch böte hier der Rücken
einen naheliegenden Fokus in der seinsorientierten Körpertherapie.
(Fortsetzung folgt)
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