Auch das von Pearsall im obigen Zitat benannte Element einer
„feinstofflichen Energie“ knüpft letztlich an Reich und seinen Orgon-Begriff
an. Dieser ist Pearsall offenbar nur unzureichend bekannt. Der Traditionslinie
der auf Reich basierenden modernen Körpertherapien ist die Vorstellung einer
zellulären Erinnerungsfähigkeit durchaus vertraut und ist tausendfach in der Praxis bestätigt worden. Das neue Element, das hier eingeführt
wird, fndet sich in der These, dass es das menschliche Herz ist, welches die
Matrix, den Code dieser lebensenergetischen individuellen Basisinformation
enthält. Pearsall spezifiziert diese Vorstellung folgendermaßen:
„Jede Zelle ist buchstäblich ein energiegeladenes
Miniaturherz, in dem es summt wie in einem Bienenstock. Die ultimative bio-medizinische
Selbsttäuschung wäre die Überzeugung, dass der Körper lediglich aus fester
Materie und flüssigen Substanzen besteht, durch den Körper gepumpt von einem
Herzen ohne Bewusstsein, und einem machtvollen, bewussten Gehirn, das mehr oder
weniger die alleinige Kontrolle über das gesamte System besitzt. Die
Energiekardiologie betont gleichwohl, dass nicht das Gehirn, sondern das Herz
dieses System durch eine Form der spirituellen Info-Energie zusammenhält: ein
zeitweiliges, sich fortwährend wandelndes Zellgedächtnis, das wir als »Selbst«
bezeichnen. Dieses ‚Selbst’ ist die dynamische Gestalt von Informationen,
verschlüsselt in einem Code, der unsere Seele repräsentiert..“ [Pearsall 1999,
S. 180 f.]
Bemerkenswert an diesen Ausführungen ist vor allem der Versuch
Pearsalls, den Begriff des Selbst organismisch
zu erfassen: Das Selbst als individueller Herzcode, als einzigartige
individuelle und dynamische Gestalt von Informationen, die unser Leben und
Seelenleben bestimmt.
Dieser Selbstbegriff verfügt über die besondere Eigenschaft
einer ontologischen Substanz, sofern sie das Leben des einzelnen Menschen
betrifft. Das Selbst wird geboren und das Selbst erhält sich gleichermaßen als
Konstante. Das Selbst bleibt vom ersten bis zum letzten Herzschlag der
individuelle Seinskern, das Wesen des Menschen, unabhängig davon, was auch
immer er an Anstrengungen unternimmt, dieser Tatsache zu entfliehen oder von
ihr abzulenken.
Das Selbst besitzt, unabhängig von seinen Eigenschaften wie
Dynamik, Wachstum, Entwicklung eine Konstanz, die sowohl in seiner
organismischen Realität als in ihrer mehr oder weniger individuellen
Wahrnehmung begründet liegt. Gelingt es, zu dieser Konstanz der in uns
wirkenden Lebensenergie eine – bejahende – Beziehung zu entwickeln, dann treten
wir in Kontakt mit jenen Tiefen unserer Existenz, welche wir als Seinsebene
bezeichnen können. Eine Ebene, die sich häufig im Nebel einer am Machen orientierten Kultur verliert und den
Menschen damit von den Wurzeln seines Selbst und den in ihn ihm existierenden
Potentialen entfernt oder abschottet.
(Fortsetzung folgt)
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