Die Kardioenergetik vertritt entsprechend die Auffassung, dass das „Herz denkt, dass Zellen sich erinnern und das diese beiden Prozesse mit einer ... mächtigen feinstofflichen Energie in Zusammenhang stehen, [ein] Herzcode ... von jeder Zelle im Körper aufgezeichnet und gespeichert wird wie eine Informationsschablone der Seele, die vom Herzen ausgehend ständig ihre Schwingungen innerhalb und außerhalb ihres Körpers verbreitet.“ [Pearsall 1999, S. 25]
Das Herz denkt? Eine zunächst fremdartige Vorstellung, die
hier formuliert wird. Wenn es eine Überzeugung gibt, die unsere Kultur,
spätestens seit der Aufklärung, bestimmt wie kaum eine andere, dann doch wohl
die, dass es, je nach begrifflicher Betrachtungsweise, die Vernunft, der
Verstand, das Gehirn ist, welche den Prozess des Denkens determinieren.
Es war ja nicht zuletzt der bedeutende Beitrag Freuds
innerhalb dieser Kulturgeschichte, jene unbewussten Kräfte zu benennen, welche
die rationale Logik des Denkens einschränken und verzerren könnte.
Eine tiefe Einsicht Wilhelm Reichs zeigte, dass nicht nur die sexuellen, sondern auch die emotionalen und charakterlichen Abgründe des Menschen die Vernunft nur zu einem wankenden Schiff über der Tiefe des Ozeans des Unbewussten und seiner Prägungen herabstufen.[Anmerkung VKD 2015: Eine Tatsache, die durch die moderne Gehirnforschung eindrucksvoll in den letzten Jahren unterstützt wurde.]
Reich definierte den Begriff der Rationalität neu, in dem er Rationalität als eine Beziehung lebendiger Empfindungs- und Gefühlsfähigkeit mit dem Bewusstsein verstand. Das, was in unüberbrückbarem Gegensatz zu stehen schien, Gefühlsleben und Verstand, definierte Reich somit als eine lebendige innerseelische Beziehung. Diese Definition von Rationalität wurde ein wichtiges Bindeglied der von ihm postulierten „funktionellen Identität von Psyche und Soma“, die wir im Verlaufe unserer Ausführungen noch eingehender erläutern werden.
(Fortsetzung folgt)
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