Von entscheidender Bedeutung ist hier, dass diese Halt-Erfahrungen in der seinsorientierten Körpertherapie als korrigierend erlebt und in die Seele des Menschen integriert werden. Es ist jener Kreis, der seit frühester Kindheit offen geblieben ist und sich nun schließen kann.
Dies findet, wie bereits erwähnt, auf der energetischen und
der symbolischen Ebene statt:
- Auf der energetischen Ebene als die reale körperliche und seelische Erfahrung von Halt durch die körpertherapeutische Intervention;
- auf der symbolischen Ebene, indem dem meist erwachsenen Klienten durchaus bewusst ist, dass sein Therapeut nicht sein realer Vater oder seine reale Mutter ist, sondern diese nur symbolisiert.
Doch was sind die Mechanismen, mit Hilfe derer diese energetisch-symbolische
Ebene eine korrigierende, persönlichkeitsverändernde, also transformative
Erfahrung sein kann?
Dies führt zu einem Phänomen, das ich als „Stimmigkeits-Effekt“
bezeichne und in der Praxis sowohl im Bereich des Körperlichen als auch im
Bereich des Seelischen zu beobachten ist: das „stimmige Berührung“-Phänomen und
das „gute Mutter-guter Vater-Phänomen“.
Das „stimmige Berührung“-Phänomen verweist auf jenes
einfache Wissen, das in jedem Menschen vorhanden ist, wie eine Berührung durch
den Körpertherapeuten (aber auch einen anderen Menschen) sich anfühlen muss, um
„stimmig“ zu sein, um sich gut und richtig anzufühlen. Dies lässt sich in
simplen Frage-Antwort-Dialogen abrufen, z. B. „ist dies genau die Stelle in
deinem Rücken, wo sich mein Hand, der Halt, gut anfühlt?“, „Ist der Druck
stimmig oder fühlt es sich besser an, wenn ich ihn verstärke, vermindere …
usw.“
Durch solche Fragen wird diejenige Qualität von Berührung in
der seinsorientierten Haltearbeit abgerufen, die sich stimmig und richtig
anfühlt. Es ist frappant, dass eine solche innere Vorstellung der stimmigen
Berührung, des stimmigen Halts in jedem Menschen existiert, selbst wenn es
scheinbar vorher keine reale Erfahrung mit dieser Art des Halts gegeben hat,
wenn es diese Qualität von Berührung nie gegeben hat. Es scheint so zu sein,
dass eine Art inneres Wissen darüber existiert, das eine transpersonale
Dimension besitzt. Als ob es immer schon existierte, auch wenn es nie erlebt
wurde. Wir könnten also von einem „instinktiven“ Wissen über die stimmige Berührung
sprechen.
(Fortsetzung folgt)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen