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Die bio-emotionalen Funktionen, Ausdrucksformen der Lebensenergie, instinktives Wissen und auf der tiefsten Ebene die allumfassende Liebe, was sind diese anderes als Ausdrucksformen der menschlichen Natur? Gehirndominiertes Wissen und Ego-Verstand hingegen bilden jene Verformungen der menschlichen Natur, die man gemeinhin als Kultur bezeichnet. Kultur ist jedoch nicht nur Formung und Gestaltung von äußerer und innerer Natur, menschlicher Natur, sondern gleichzeitig ihre Begrenzung, ihre Beschränkung, ihre Erstarrung. Dieser Urgegensatz von Natur und Kultur zieht sich wie ein roter Faden durch die Entwicklungsgeschichte des Einzelnen und der Menschheit als Gattung (Ontogenese und Phylogenese).
In der Epoche, in der wir heute leben, hat sich dieser Urgegensatz in dramatischer Weise zugespitzt. Der Ego-Verstand mithilfe seiner wissenschaftlichen Rationalität bestimmt den Diskurs in den meisten Lebensbereichen, Funktionen wie instinktives Wissen und Intuition führen nur noch ein wohlgelittenes Nischendasein. Umso notwendiger erscheint es, das Augenmerk auf diesen Bereich des instinktiven Wissens zu richten.
Instinktwissen scheint mir eine fundamentale Funktion dessen zu sein, was wir als Herz-Code-Information (HCI) in den ersten Kapiteln ausführlich erörtert haben. Wir haben hier gezeigt, dass diese HCI transpersonale Eigenschaften haben, die, in jedem Menschen in gleicher Weise angelegt, dem kollektiven Unbewussten eines C. G. Jung ähnlich sind. Jeder Mensch kommt mit der gleichen emotionalen Grundausstattung auf die Welt (z. B. Schmerz, Trauer, Sehnsucht, Liebe, Neugierde, Angst, Zorn usw.), welche eine transkulturelle Sprache und Körpersprache darstellt und sogar in die Tierwelt reicht (siehe hierzu u. a. das Pionierwerk von Charles Darwin: „The expression of the emotions in man and animals“)
Instinktwissen ist Herzwissen. Herzwissen ist jenes tiefere oder höhere Wissen, das zugänglich wird, wenn sich der Mensch der inneren Stimme seines Herzens öffnet, ohne dass der Verstand mit seiner analytischen Obsession einer Fixierung auf die Außenwelt dies verhindert. Diesen Lernprozess zu unterstützen ist ein wichtiges Anliegen der seinsorientierten Körpertherapie.
Hier bilden das instinktive Wissen um die richtige Berührung
und die inneren Repräsentanten der richtigen oder guten Eltern einen
wesentlichen Ausgangspunkt für Transformation und spirituelle Heilung. Im
Rahmen der seinsorientierten Körpererfahrung tauchen sie aus den vergessenen
Randgebieten des Bewusstseins auf, erwachen und beginnen zu sprechen, sich zu
artikulieren, zu kommunizieren.
Dieses instinktive Wissen bildet den Boden, auf dem die positiven Übertragungen zwischen dem Klienten und dem Therapeuten erwachsen. Wie der analytische Verstand alles fein säuberlich trennt, so suchen Herz und Herzenergie nach Bindung und Verbindung.
In dieser Hinsicht werden sie zu einem wesentlichen Antrieb
auf dem Weg der Transformation.
(Fortsetzung folgt)
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