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„Halt“ ist also weitaus mehr als ein mechanischer Akt. Zuwendung
und Präsenz für den Anderen, Einstimmung auf sein seelisch-energetisches Sein, Gefühlsanklang,
Mitfühlen und Mitschwingen sind diejenigen Eigenschaften, die dasjenige
Phänomen differenziert beschreiben, was man gemeinhin als „Kontakt“ bezeichnet.
Darüber hinaus konnten wir erfahren, dass sich mütterliche
und väterliche Elemente und Aspekte im Kontakt zeigen. All das, was wir für die
frühkindliche Entwicklung und die Objektbeziehungen des Kindes ausgeführt
haben, spiegelt sich in der Praxis der seinsorientierten Körpererfahrung.
Wir sprechen hier von „Erfahrung“, weil dieser Begriff auf eine
andere Perspektive verweist als der traditionelle Begriff „Therapie“. Letzterer
entstammt einer medizinischen Tradition, in der der Therapeut alles und der
Patient nichts macht. Es findet sich hier nicht nur ein ausgeprägtes und
narzisstisches Machtgefälle („der Therapeut ist allwissende der Techniker, der
an mir herum schraubt und der Patient muss das nur erdulden, dann alles wird
gut“), sondern auch ein mechanistisches Verständnis von Heilung.
Demgegenüber positioniert sich der Begriff „Körpererfahrung“
auf eine subjektive Erfahrungswelt. „Körpererfahrung“ repräsentiert ein Bouquet
von Angeboten an die Klienten, mit deren Hilfe Korrekturen der „falschen“, d.h.
der defizitären, traumatischen, verstörenden Erfahrungen der eigenen Kindheit
möglich werden.
Dies geschieht auf einer energetischen und symbolischen
Ebene. „Energetische Ebene“ bedeutet, dass reale und wahrhaftige Erfahrungen
auf der bio-emotionalen Ebene greifen, also Erfahrungen, die sich so anfühlen
und so erlebt werden wie die prägenden Erfahrungen der Kindheit. „Symbolische
Ebene“ bedeutet, dass der seinsorientierte Körpertherapeut natürlich nicht der
reale Vater oder die reale Mutter ist, die diese Erfahrungen vermittelt und das
Ganze in einem symbolischen Raum stattfindet, der u. a. regressive und
kognitive Elemente benutzt, um diese transformierenden Erfahrungen zu
ermöglichen.
Da die pränatalen, perinatalen und frühkindlichen
Erfahrungen jedoch die ersten Erfahrungen sind, die ein Mensch im Leben macht,
sind hier nach unserer Auffassung auch die Wurzeln, die am tiefsten in den
Boden der Seinsgestalt eines Menschen reichen. Diese Wurzeln sind
vorsprachlich. Diese Wurzeln führen uns in eine Phase der menschlichen
Entwicklung, in der das analytische Denken, das alle späteren
Entwicklungsphasen bestimmt, noch nicht in Funktion getreten ist. Deshalb ist
es naheliegend, dass der Zugang zu diesen Wurzeln auf der vorsprachlichen und
bio-emotionalen Ebene liegt, auf der Ebene der Körpererfahrung.
(Fortsetzung folgt)
(Fortsetzung folgt)
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