Montag, 5. Dezember 2016

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (136): Hingabe und Trance


Foto: pixabay
Wir waren bei der Frage nach der kognitiven Kontrolle durch den Therapeuten. Bei  körperpsychotherapeutischen Verfahren erscheint die Antwort naheliegend. Da hier regressive und karthartische Abreaktionen auftreten, sollte ein achtsames Auge des Therapeuten darauf gerichtet sein, dass der Klient sich nicht selbst verletzt oder die Praxiseinrichtung beschädigt, wenn er beispielsweise bei einem befreienden Wutausdruck heftig in ein Schaumstoffkissen schlägt.

Bemerkenswert ist, dass die Kontrolle, um die es hier geht, impliziert, dass der Therapeut durchgängig beobachtet, was geschieht. Er verharrt also in einem aufmerksamen, wachen Bewusstseinszustand, unabhängig von dem, was auf Klientenseite vor sich geht.

Dahinter verbirgt sich nicht nur das Tabu, als Therapeut zu regredieren, sondern auch die Forderung, die bewusste, kognitive Ebene, also die Instanz des beobachtenden, analytischen Verstandes, keineswegs zu verlieren.

Es existiert also ein Gefälle zwischen der kognitiven Bewusstheit des analytischen Körpertherapeuten und des in Regression befindlichen Körpertherapieklienten. Was dies für generelle methodische Fragen aufwirft, soll hier nicht erörtert werden. Uns interessiert etwas anderes.

Bei der Arbeit mit Entregungsprozessen wird nämlich deutlich, dass dieser wache kognitive Zustand schwer aufrecht zu erhalten ist. Es erscheint unnatürlich, in diesem zwanghaft wachsamen Status zu verharren, während der Klient gleichzeitig in tiefer Trance versinkt. Der Drang auf Seiten des Therapeuten, Entspannung bei sich selbst zuzulassen, wird übermächtig.

Ich hatte im ersten Teil dieses Buches bereits beschrieben, wie folgenreich der Schritt für mich war, diesem natürlichen Impuls nachzugeben und damit die bewusste Kontrolle über das aufzugeben, was sich körperlich-energetisch im Klienten abspielt. Denn in dieser Realität spielt sich rein äußerlich überhaupt nichts mehr ab. Der Klient liegt tiefenentspannt da und bewegt sich nicht.

Der Drang zur Hingabe an den Trancezustand, der auch auf Seiten des Therapeuten beobachtet werden kann, ist allerdings kein Zufall. Vielmehr treffen wir hier auf ein fundamentales energetisches Muster, nämlich das des vegetativen Kontaktimpulses.

(Fortsetzung folgt)

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