Donnerstag, 8. Dezember 2016

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (137): Vegetativer Kontaktimpuls und Gehirnwellenmuster

Bild: pixabay
Der vegetative Kontaktimpuls beschreibt auf den ersten Blick nichts anderes als die Hingabe an die Erfahrung, sich mit einem anderen Menschen gemeinsam und gleichzeitig in einen Zustand tiefer Entspannung und Trance fallen zu lassen.

Das klingt zunächst ziemlich banal, wenig spektakulär. Aber bisweilen verbergen banale Vorgänge ziemlich spektakuläre Wahrheiten.

Die Matrix des vegetativen Kontaktimpulses findet sich sowohl in der pränatalen Entwicklung als auch im ersten Lebensjahr während der Säuglingsphase. In der vorgeburtlichen Phase existiert physiologisch eine engmaschige Wechselbeziehung zwischen Fötus und Mutter. Dies gilt auch für den Schlaf-Wach-Rhythmus.

»Der andere wichtige Rhythmus, der zirkadiane Wechsel von Schlafen und Wachen, ist im Gegensatz zum REM/Non-REM-Rhythmus beim Fötus noch sehr schwach ausgeprägt; er wird anscheinend nicht vom eigenen Antrieb getragen. Zwar ist der zirkadiane Zeitgeber der Säugetiere, der Nucleus suprachiasmaticus (NSC), aber der 18. SSW vorhanden und oszilliert. Er unterhält aber noch keine synaptischen Verbindungen mit anderen Gehirngebieten und hat keine Einfluss auf die Aktivität des Fötus (...). Seine zirkadiane Aktivität hängt vollkommen vom Tag/Nacht-Rhythmus der Mutter ab und wird vermutlich durch einen mütterlichen Botenstoff, wahrscheinlich Melatonin ... eingespielt. ... Nachgeburtlich dauert es etwas 3 Monate ... [bis sich] das Neugeborene an einen autonomen Schlaf-wach-Rhythmus halten [kann].« (Herpertz-Dahlmann u.a., 2003, S. 28)

Von der biologischen Grundlage her gleichen sich die vegetativen Zyklen und Rhythmen zwischen Fötus und Mutter natürlicherweise an. Wie o. a. Zitat zeigt, deuten die Forschungen darauf hin, dass die vegetativen Zyklen der Mutter sich bis zum 3. Lebensmonat direkt auf den Fötus auswirken und erst von da an das Neugeborene autonome Rhythmen entwickelt.

Interessanterweise fällt dieser Zeitpunkt exakt mit dem eigenartigen Phänomen zusammen, dass sich die Dominanz der Gehirnwellenmuster ab dem 4. Lebensmonat grundlegend verändert. Bis zum 3. Lebensmonat überwiegen die Alphawellen, also jene Gehirnwellen, die mit Entspannung einhergehen, die Gehirnaktivität im Wachzustand des Neugeborenen. Dies ändert sich im 4. Lebensmonat, denn hier übernehmen die Betawellen, also die Gehirnwellen des "normalen" Wachbewusstseins, die Herrschaft. Diese Betawellen dominieren dann vom 4. Lebensmonat an das Wachbewusstsein des Menschen, und zwar bis zu seinem Tod.

(Fortsetzung folgt)

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