foto: pixabay |
Allein deshalb, weil die Berührung des Herzens, und sei es auch nur auf der Rückseite des Körpers, als eine äußerst intime Angelegenheit wahrgenommen werden und unterschiedliche Reaktionsmuster auslösen kann. Ein sicheres Arbeitsbündnis und eine haltgebende Beziehung sind Voraussetzung derartiger Interventionen und Erfahrungsangebote.
In der Praxis werden beide Hände auf dem Rücken in Herzhöhe nebeneinander platziert und geben dabei im o. a. Sinne festen und beständigen Halt. Häufig ist zu beobachten, dass gerade Klienten, die im Herzen deutliche Blockierungen ihrer Persönlichkeitsstruktur aufweisen, ein distanziertes und kontrollierendes Verhältnis zu ihren Herzgefühlen zeigen, im Rücken rigide Muskelspannungen und Muskelschichtungen in Herzhöhe aufweisen.
Der väterliche Rückhalt des Herzens ermöglicht ein allmähliches Schmelzen dieser muskulären Rigiditäten, die am Ende in spürbare muskuläre und energetische Resonanz und Pulsation übergehen. Gleichzeitig wird ein vertiefter Kontakt zur Stimme des Herzens möglich und damit eine Reintegration des Herzens auf seelischer Ebene. Die Erfahrungen des väterlichen Rückhalts des Herzens lassen sich als eine »schmelzende« Erfahrung zusammenfassen, die gerade auch für männliche Klienten von fundamentaler Bedeutung ist, um sich den eigenen weichen und zärtlichen Gefühlen zu öffnen. Symbolisch-energetisch repräsentiert sie die Erlaubnis des Vaters, weich sein zu dürfen und solche Gefühlen zuzulassen.
Der väterliche Rückhalt des Herzens konterkariert damit die patriarchalische Tendenz, dass in den männlichen Nachkommen nur die groben, aggressiven und nach außen gerichteten Seiten des Seelenlebens unterstützt und gefördert werden und alles andere als »Weiberkram« verachtet wird.
In der Anwendung des väterlichen Rückhalts des Herzens treten in einer tieferen Schicht Sehnsüchte und Impulse nach liebender Umarmung des symbolischen Vaters auf. Sie initiieren den Herzkontakt auf der Vorderseite des Körpers, der vor allem in der Endphase des Transformationsprozesses von großer Bedeutung wird.
Wenn ich diese beiden Übungen oben als beispielhaft für die Einleitungsphase erörtere, dann möchte ich hinzufügen, dass sie damit nicht in der Versenkung verschwinden. Sowohl der polarisierende Rückhalt als auch der väterliche Rückhalt des Herzens sollten im Verlaufe des Prozesses immer wieder eingesetzt werden. Dies sehen wir in Zusammenhang damit, welche therapeutischen Themen jeweils im Vordergrund stehen.
Die Anwendung verschiedener Ansätze väterlicher Haltangebote in der Einleitungsphase bietet nach meinen Erfahrungen folgende Vorteile:
• Es handelt sich um Körperkontaktangebote, die nah, aber nicht überwältigend intim im körperlichen und seelischen Sinne sind.
• Selbst, Autonomie und Selbstregulation des Klienten im Transformationsprozess werden symbolisch und energetisch im Sinne einer haltgebenden Beziehung gestärkt.
• Väterliche Halterfahrungen sind Beziehungsarbeit auf der körpertherapeutisch-symbolischen
Ebene und stärken die positiv-aggressiven Ausdrucksmöglichkeiten des Klienten innerhalb seiner Beziehung zum Therapeuten und ermutigen ihn zu sich selbst und seiner Wahrheit auch im therapeutischen Prozess zu stehen.
(Fortsetzung folgt)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen