Samstag, 29. Januar 2011

DIE GEHIRNWÄSCHE DER ANGST

Ich kenne keine genauen Zahlen, aber ich schätze, dass über 90% der Bevölkerung heutzutage regelmäßig fernsehen. Warum ist das wichtig? Vielleicht, weil mehr als 90% der Menschen mehr Zeit mit dem Fernsehen verbringen als mit Gesprächen oder anderen Aktivitäten.

Was fällt Ihnen denn auf, wenn Sie fernsehen, abgesehen davon, dass man das meiste eine halbe Stunde später schon vergessen hat, weil die gleiche dünne Suppe mit unterschiedlicher Schönfärbereien kredenzt wird?

Mir fällt auf, dass auf den meisten Kanälen nur ein Thema vorder- oder hintergründig dominiert: Angst. Nackte Angst. Angst im Kontext Gewalt, Terror, Krieg, Kriminalität, Mord und Totschlag, rund um die Uhr. Dann: Gewalt als das Glücksversprechen, als Lösungsmodell, um die Angst zu kanalisieren. In Gestalt von Superhelden, heroischen Einzelkämpfern, sexy Racheengeln, Hightech-Weltretterrn mit Traumautos u.a.m.

Angst im Kontext Existenz, Arbeitsplatzverlust, Krankheit und Tod, Umwelt- und globaler Krise, Armut und das Glücksversprechen Super-Star, Super-Model, Super-Handwerker, Super-Talent, Super-Wok-Rennfahrer und was es sonst noch so alles an lebenswichtigen menschlichen Fähigkeiten gibt. Nicht zu vergessen die mobilen Einsatzkommandos der großen Fernsehsender, die sorgen für die Bereinigung der Ursachen von Angst, von der Schuldenberatung bis zur Familientherapie. Die Fernsehanstalten wären ja arbeits- und quotenlos, gebe es alle diese Dramen und Tragödien des Alltags nicht. Darum müssen sie regelmäßig am Köcheln gehalten werden, die Angst muss so selbstverständlich sein wie die Luft zum Atmen. Ist sie, doch längst. Danke, Quotenfernsehen.

Das Ganze mutet an wie eine Gehirnwäsche, der Menschen ständig ausgesetzt sind, die den Ausschaltknopf nicht kennen. Eine Gehirnwäsche ohne Auftraggeber, denn ich glaube hier weniger an eine Verschwörung, als an ein massenpsychologisches Reaktionsmuster, das entscheidend durch die Massenmedien geprägt und potenziert wird.

Dabei ist eine einfache Frage zu stellen: Was macht diese Angstendemie, diese massenhafte Dauerberieselung mit Angstthemen im Menschen?
Meine Antwort: Sie potenziert Angst, fördert Idealisierung von und Bereitschaft zur Gewalt, erzeugt Dauerstress und Ruhelosigkeit. Vor allem: sie macht weder zufrieden noch glücklich, sie erzeugt keine positiven, lebensbejahenden Gefühle, von Lebensfreude ganz zu schweigen. Denn dies alles muss heutzutage dem Shoppen vorbehalten sein, zumindest für ein paar Minuten, nach dem nächsten Einkauf. Stilles Glück, 30-Sekundenglück, aber bitte unauffällig. Keine Singen, kein Tanzen in der Öffentlichkeit. So etwas und solche Art glücklicher Menschen sieht man nur Werbespots und Hollywoodfilmen, nicht in den Straßen unserer Realität.

Ach übrigens, das wussten Demagogen wie der Gröfaz allzu gut: Wenn man die Massen in Dauerangst hält, dann lassen sie sich leicht führen. Denn dann denken sie nicht, sondern reagieren wie Lemminge, die leicht man in den Abgrund führen kann.

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