Samstag, 12. September 2015

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (36): Sexualität und Liebe


 
Ebenso markant wie die Trennung zwischen Gehirn-Verstand und Herz erscheint in unserer Kultur die Trennung von Genital und Herz.

In der Minne des Mittelalters und den auf ihr basierenden Mythen der tragisch-romantischen Liebe findet eine idealisierende Abspaltung des Herzens von der genitalen Sexualität ihren Höhepunkt, heute können wir das Gegenteil beobachten: die genitale Sexualität zeigt sich idealisierend abgespalten ohne Verbindung zum Herzen.

Am markantesten zeigen sich diese Tendenzen in der Sexualisierung vieler Lebensbereiche, in  Pornographie und Prostitution, also in der Vermarktung der Sexualität als Ware und Warenästhetik, überall hier wird eine abgespaltene Sexualität ohne Verbindung zum Herzen, damit auch ohne Bindung, propagiert.

Dass beide Varianten einer Spaltung von Sexualität und Genitalität, von Genital und Herz, als „Liebe“ bezeichnet werden, weist auf ein tiefes Unverständnis für körperlich-seelische Dialektik in unserer Kultur.

Beiden Varianten gemeinsam ist die körperliche und kognitive Blockierung der ganzheitlichen bioenergetischen Verbindung zwischen Herz und Genitalien, basierend auf der Organisation des Körper- und Charakterpanzers des Einzelnen. Ob es uns bewusst, genehm oder plausibel erscheint: Jede intime sexuelle Begegnung beinhaltet auch den Kontakt und die Verbindung der Herzen zweier Menschen und damit auch den Austausch von Herzcode-Informationen (siehe die entsprechenden Abschnitte oben).

Jede sexuelle Begegnung hinterlässt informelle Spuren im Körper-Seele-System, die verständ- lich machen, weshalb unser (Liebes)Leben dermaßen stark durch die Sexualität beeinflusst werden kann.
In diesem Zusammenspeil ist allerdings nicht automatisch auch ein Kontakt zur Herzebene bewusst wahrnehmbar, er kann sogar völlig fehlen. In diesem Fall bleibt Sexualität weit- gehend der Herrschaft des Gehirns unterworfen, wird als Leistungssport, Selbstbestätigungsritual, Machtinstanz, Inszenierung des falschen Selbstsystems oder als Abwehr gegen Liebesgefühle gelebt.

Ob ein Kontakt zur Herzebene besteht oder nicht, ob die Stimme des Herzens in der Sexualität gehört wird oder nicht, in jedem Fall werden Herzcode-Informationen ausgetauscht, die Spuren hinterlassen.

(Fortsetzung folgt)

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