Wir haben es also in dieser Fallvignette mit drei Beziehungsmustern
zu tun, die eine Schnittmenge der Persönlichkeit bilden: Die Beziehung zu sich
selbst, die Beziehung zu anderen Menschen und die Übertragungsbeziehung im
transformatorischen Prozess.
Das in der Übertragungsbeziehung und in der Gegenübertragung
erkennbare Muster, welches in diesem Fall das eines grundlegenden Misstrauens repräsentierte,
wies den Weg auf die entsprechenden psychischen Muster in der Selbstbeziehung
und den Objektbeziehungen.
Es muss allerdings angemerkt werden, dass die Sichtbarkeit
dieses funktionalen Parallelismus nicht immer so offensichtlich auf den Hand
liegt wie in dem vorgestellten Fall. Oft bleibt das seelische Grundmotiv, mit
der ein Mensch sich selbst und der Welt begegnet, verborgen unter einer Oberfläche
von Symptomen und Verhaltensmustern, die das Wesentliche verbergen.
Deshalb bieten die Gegenübertragungsinformationen, also die
Empfindungen und Gefühle, die beim Therapeuten in der Begegnung zum Anklang
gebracht werden und die insbesondere in der ersten Begegnung typischerweise mit
Deutlichkeit hervortreten, wichtige Hinweise auf dieses Grundmotiv.
Ja, man könnte sagen, dass bei entsprechender Achtsamkeit
und Bewusstheit die gesamte Geschichte eines Menschen in seiner Biografie und
die Geschichte seines kommenden Transformationsprozesses wie ein offenes Buch vor
uns liegen.
Eine Wahrnehmung, die von Achtsamkeit und der Bewusstheit eines
offenen Herzen bestimmt ist, wird in vielen Fällen zeigen können, dass dieses
Grundmotiv jeder Persönlichkeit in der Regel die Art und Weise ist, in der ein
Mensch gelernt hat, sein Herz zu schützen. Der orale Charakter hat hier z. B.
völlig andere Persönlichkeitsmuster vorzuweisen als der hysterische, die analen
Charaktere wiederum andere als die phallischen usw.
Ich behaupte, dass hier der Kern jeder
Persönlichkeitsbildung gefunden werden kann. Es wird entsprechenden
Ausführungen an anderer Stelle vorbehalten sein, diesen Zusammenhang aufzuzeigen.
(Fortsetzung folgt)
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