Das narzisstische Ego des Klienten ist bemüht, seine Integrität
zu schützen und die Kontrolle über den Transformationsprozess zu behalten. Das
vorhandene, mit Zähnen und Klauen (Widerständen, Abwehrmuster, Agieren etc.) verteidigte
Selbstbild, das aus den charaktertypischen Verarbeitung biografischer
Erfahrungen resultiert, bildet das Epizentrum dieses Vorgangs.
Auf der anderen Seite motivieren Symptom, Leidensdruck, Sehnsucht
nach Befreiung und innerer Freiheit den Klienten dazu, sich dem transformativen
Prozess anzuvertrauen und auf Überwindung seiner Symptome zu hoffen. In diesem
Zusammenhang spielt die Wahrnehmung der Stimme der inneren Wahrheit, die ich hier als „Stimme des Herzens“ bezeichne, eine entscheidende Rolle. Diese Stimme erklingt
aus der Tiefe der Seele, sie mag zwar verschüttet sein, doch in ihr ist der
gesunde lebendige Kern beheimatet, der sich hinter den Dramen des Egos verbirgt.
Dieser Wesenskern sucht Freiheit, lebendigen Ausdruck und ... Verbindung in Liebe.
Beide Polaritäten sind im Transformationsprozess durchgängig präsent, mal dominiert die eine, mal die andere. Welche dominiert, hängt
auch von der Persönlichkeit des Therapeuten ab und seiner Fähigkeit,
die Verbindung zur Herzensebene, zum Wesenskern im Klienten zu aufzubauen und
damit die Beweglichkeit und Verflüssigung der Widerstände und Abwehrmuster des
Klienten zu fördern.
Dies bringt uns zu der Fragestellung, was denn eigentlich
umgekehrt die Informationsflüsse sind, die vom Therapeuten hin zum Klienten
fließen. Ähnlich gut erforscht und beschrieben wie die Übertragung, sind,
wiederum durch die Psychoanalyse und ihre verschiedenen Traditionslinien, jene
Phänomene, die unter dem Begriff „Gegenübertragung“ subsummiert werden.
Hier unterscheiden wir Erscheinungsformen der Gegenübertragung,
die einerseits unterschiedliche Reaktionsmuster auf die unbewussten seelischen
Informationen des Klienten darstellen (z. B. komplementäre und konkordante Gegenübertragung)
und jene, welche die unbearbeiteten bzw. unbewussten Übertragungsanteile eines
Therapeuten repräsentieren.
Aber welchen Gesetzmäßigkeiten folgen eigentlich solche
Übertragungs- und Gegenübertragungs-Informationsflüssen? Oder ist das alles nur
zufällig, was sich hier überträgt? Welche Einflüsse sorgen dafür, dass in einem
Fall eher die negativen Übertragungen einen Transformationsprozess stagnieren
lassen, in dem einen anderen Fall rasche Fortschritte und
Persönlichkeitsveränderungen verblüffen?
Eine energetische Betrachtungsweise dieser Phänomene, die
ich unter dem Begriff „Einstimmung“ oben eingeführt habe, könnte hier erfrischende
Anregungen geben.
(Fortsetzung folgt)
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