Wir haben als Erstes gesehen, dass Menschen, die sich in einem gleichen energetischen und bio-emotionalen Niveau befinden, aufeinander „eingestimmt“ sind, d. h. in Verbindung, in Kontakt stehen.
Der zweite Punkt, der in Verbindung mit einer energetischen
„Einstimmung“ beobachtet werden kann, ist, dass der Austausch von
Informationen, insbesondere derjenige von Gefühlen und anderen seelischen
Inhalten, weitaus intensiver und deutlicher stattfindet, als ohne Einstimmung. Dies ist von Bedeutung insbesondere für alle
therapeutischen Prozesse.
Betrachten wir diese Informationsflüsse im Einzelnen:
Da
ist zunächst der Informationsfluss von Klienten zum Therapeuten. Herausragend
ist hier der Begriff der Übertragung.
Übertragung kann als das Herzstück der
psychotherapeutischen Technik der Psychoanalyse angesehen werden und
ist dementsprechend umfänglich erforscht und beschrieben worden. An dieser
Stelle soll es ausreichen, nur diejenigen Aspekte der
Übertragung zu erörtern, die in Zusammenhang mit dem Einstimmungsphänomen in anderem
Licht erscheinen.
Die Psychoanalyse und ihre Ableger unterscheiden traditionell
zwischen der sog. „positiven“ und „negativen“ Übertragung. Hierunter
subsummiert man die all jene Gefühle und Empfindungen, die der Klient aus den
Prägungen seiner Vergangenheit auf den Therapeuten überträgt. Diese können
sowohl positive, idealisierende, sehnsuchts- und liebevolle Gefühle darstellen, aber
auch misstrauische, kritische oder aggressiv-destruktive.
Etwas sarkastisch könnte man sagen, dass die „positiven
Übertragungen“ dem Psychotherapeuten und seiner Arbeit nützen und
diese voranbringen, die „negativen Übertragungen“ beide behindern, ausbremsen oder
sogar verunmöglichen.
Vertrackter wird dieses Modell dadurch, dass es nach der
psychoanalytischen Theorie durchaus sein kann, dass hinter der positiven
Übertragung eine latente negative Übertragung verborgen ist, die negative
Übertragung durch eine positive kaschiert ist und der therapeutische Prozess
stagniert.
Wilhelm Reich war meines Wissens der erste Psychoanalytiker, der diese
Gefahr beobachtete und theoretisch (in seinem berühmten Buch Charakteranalyse) herausgearbeitet
hat.
Deshalb begann Reich seine analytischen und später seine
orgontherapeutischen Sitzungen häufig mit der Herausarbeitung negativer Übertragungsanteile
seiner Klienten, die er z. B. fragte: „Was denken Sie über mich? Was haben Sie
über den verrückten Professor gehört in ihrem Umfeld? Was sind Ihre Vorbehalte
meiner Arbeit gegenüber? Was sagt Ihr Misstrauen gegen mich?“
(Fortsetzung folgt)
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