Es gibt ein organismisches Lernen auf der zellulären Ebene,
das in Beziehung, im Kontakt, im Herz- und Körperkontakt, abläuft. Dieses
Lernen erinnert an Vorgänge in der frühen Mutter-Kind-Dyade. Der Säuglingsforscher Martin Dornes gab
in Zusammenhang mit der Diskussion um den „kompetenten Säugling“ folgenden
Hinweis: „Viele seiner Kompetenzen
[sind] eine Funktion des Mutter-Kind-Systems. Sie entfalten sich am
eindruckvollsten in einer halt- und strukturgebenden Beziehung. (Dornes 1997,
S. 30)
In diesem Zitat findet sich ein wichtiger Hinweis auf die
Urform jedes „Lernens in Beziehung“, das sich von frühster Kindheit an als
„organismisches Lernen“ präsentiert: Das Phänomen des „Halts“. „Halt“ als bio-emotionales
Grundbedürfnis des Menschen wird uns weiter unten noch ausführlich
beschäftigen.
Zuvor jedoch noch folgende Anmerkungen zum Phänomen
„Gefühlsanklang“. In der Körpertherapie kennt man das Phänomen, dass eine
bestimmte Intervention, z. B. eine Berührung, in einem Fall wirksam
ist, d. h. einen transformierenden Effekt besitzt, in einem anderen nicht.
Wenn eine Intervention unwirksam ist, wird dies gemeinhin
mit unzureichenden Bedingungen der Intervention selbst erklärt, z. B. mit
ungeeigneter Berührungsqualität, schlechtem Timing oder anderen Umständen, die
angeblich mit der Persönlichkeit oder Widerständen des Klienten zu tun haben.
In trauter Tradition der Funktionsweise des menschlichen Denkens
im Sinne der transzendentalen Logik Kants und den modernen Naturwissenschaften neigt
auch die Körpertherapie dazu, sich in den Kategorien eines Bedingung-Ursache-Wirkung-Zusammenhangs
zu bewegen: eine bestimmte Intervention, Berührung, Übung etc. ist unter
„bestimmten Bedingungen“ die Ursache einer Wirkung, z. B. einer Veränderung der
energetischen, charakterlichen, emotionalen Struktur des Klienten.
Was aber, wenn die „bestimmenden Bedingungen“ andere sind,
als die, mit denen wir die Erfolglosigkeit einer körpertherapeutischen
Intervention „erklären“ und die meistens in den Blockaden, Übertragungen und Widerständen des Klienten gesucht werden?
Eine Beobachtung ist, dass es auch
die energetischen Informationen sind, die in einer Berührung vom Therapeuten zum
Klienten übertragen werden, die einen großen Einfluss auf die Wirksamkeit einer
körpertherapeutischen Intervention haben. Diese energetischen Informationen
sind in diesem Fall funktionell identisch zu setzen mit dem Gefühlsanklang im
Therapeuten.
Kann der Körpertherapeut diese Saite im Resonanzkörper seines Herzens und
seiner Seele zum Klingen bringen, dann ist dies gleichzeitig Information,
energetisches Muster und eine lautlose Melodie, die in den Organismus des Klienten
gelangt und dort Resonanz finden kann.
(Fortsetzung folgt)
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