Von Charles Darwin, der durch seine Evolutionstheorie
berühmt wurde, ist weniger bekannt, dass er ebenso ein Pionier der
Emotionsforschung war (Charles Darwin: Der Ausdruck der
Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren, 1872).
Zu jener Zeit war die Fotografie gerade erfunden. Darwin
fotografierte Menschen unterschiedlicher Kulturen, die in ihrem Gesicht einen
bestimmten emotionalen Ausdruck zeigten, z. B. Wut, Angst, Trauer usw. Er
zeigte diese Fotos Menschen aus anderen Kulturkreisen, welche den mimisch-emotionalen
Ausdruck in den fotografierten Gesichtern mit signifikanter Häufigkeit richtig
deuteten. Damit lieferte Darwin den ersten wissenschaftlichen Beweis dafür,
dass der mimische emotionale Ausdruck eine Universalsprache darstellt.
Gleiches gilt für die Körpersprache insgesamt und auch für
die emotionale Ausdruckssprache bei einer Vielfalt von Säugetieren. Wilhelm
Reich ging noch weit darüber hinaus, indem er von der „Ausdruckssprache des
Lebendigen“ sprach, die er bereits auf der zellulären Ebene vorfand. Einzeller,
Amöben, die im Experiment wiederholt durch einen Stromstoß an der natürlichen
Vorwärtsbewegung gehindert wurden, zeigten sich nach einiger Zeit in ihren
Bewegungsimpulsen gehemmt, panzerten sich ab, erstarrten.
Reich erkannte hier das Grundmuster dessen, was er als die
emotionale Panzerung des Menschen bezeichnet: Die Anmut, die natürliche und
lustvolle Ausdrucksbewegung wird ersetzt durch Hemmung, Zurückhaltung,
Blockierung dieser Ausdrucksbewegung.
Sein energetisches Betrachtungsmodell dieser Phänomene war
jedoch mehr als eine Metapher für organismische Lebendigkeit auf der einen und
Erstarrung dieser Lebendigkeit auf der anderen Seite. Mit seinen
Forschungsarbeiten zur Orgonenergie versuchte er die reale Existenz einer
Lebensenergie nachzuweisen, die ubiquitär, d. h. überall vorhanden und wirksam
ist.
Damit berührte er in unserem Zusammenhang entscheidende
Fragen: Ist es nur die reine mechanische Bewegung oder Haltung, die sich in der
Körpersprache spiegelt, oder tritt ein weiterer entscheidender Faktor hinzu, um
die emotionale Information, die hier übertragen wird, zu vervollständigen und
erst verständlich zu machen? Ist die Universalsprache des emotionalen Ausdrucks
in Mimik und Gestik nur ein mechanisches Phänomen oder tritt etwas hinzu, was
man als energetische Information definieren könnte?
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