Donnerstag, 19. Januar 2017

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (145): Geburtstraumata in der aktuellen Geburtshilfe

Foto: pixaba
Manche Symptome der Kindheit können in Zusammenhang gebracht werden mit den Geburtstraumata und perinatalen Bindungsstörungen: das Schreibaby-Syndrom, Schlafstörungen des Babys, dauerhaft erregtes sympathisches Nervensystem, Angstträume, chronifizierte Kinderängste, ADHS, Entwicklungsstörungen ohne physiologischen Hintergrund, Verhaltensauffälligkeiten usw.

Was tut sich in der Geburtshilfe? Gibt es hier Hinweise, dass der hohe Traumatisierungsanteil abnimmt? Eine Hebamme schreibt:

"In der Entwicklung der Geburtshilfe bewegt sich immer alles in Wellen. Die Amplitude der Extreme ist relativ groß. Von der programmierten Geburt, über die Hausgeburts- & Geburtshausbewegung, die wiederum positiv auf die Kliniken abfärbte, und grüne Kacheln und Klinikbetten in bunte Wände und Badewannen verwandelte, hin zum aktuellen Sectio-Trend „Save your Love-Channel“, erwarte ich bald wieder eine neue Gegenbewegung. Die Alleingeburten zeigen es schon und erhitzen bereits die Gemüter.
Frauen wollen sich nicht kontrollieren lassen – sie wollen wieder mehr ihrem Körper vertrauen dürfen! Und auch wenn ich Alleingeburten per se nicht gutheißen kann, verstehe ich sie doch als extreme, nachvollziehbare Reaktion auf die momentan “regelverseuchte” Geburtshilfe."(https://www.hebammenblog.de/normale-geburt-vom-aussterben-bedroht/, 04.12.2016)

Alleingeburten sind ein ebenso neuartiger wie extremer Trend, bei denen Frauen allein in der Natur ihr Kind gebären. Der Hauptverantwortliche für Geburtstraumata in der aktuellen Geburtshilfe findet sich nach wie vor in der hohen Anzahl von Kaiserschnittgeburten. Diese nehmen in Deutschland weiterhin zu, etwa ein Drittel aller Neugeborenen werden per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht.(https://de.statista.com/statistik/daten/studie/71897/umfrage/entbindungen-und-entbindungen-per-kaiserschnitt-in-deutschland/, 03.12.2016) Die WHO hält lediglich 10–15 % für berechtigt. Allerdings wünschen sich nur 3,8 % aller Frauen primär einen Kaiserschnitt.(https://www.hebammenblog.de/normale-geburt-vom-aussterben-bedroht/, 04.12.2016)

Wie kommt es zu dieser Diskrepanz? Der Trend basiert auf folgenden Hintergründen:

  • Den Ängsten der Mütter (Angst vor Schmerzen, Sorge um die Gesundheit des Kindes und um die eigene Unversehrtheit, Angst vor dem Unbekannten, Angst vor Kontrollverlust, Versagensängste), Perfektionismus, Leistungsdruck.
  • Der kulturelle Drang, all diese Ängste durch Normierungen und darauf aufbauende technisch-medizinische Vorgehensweisen unter Kontrolle zu bringen.
  • Die Ängste der Geburtshelfer vor juristischen Konsequenzen.
  • Die ökonomischen Vorteile für die Kliniken, eine Kaiserschnittgeburt trägt etwa doppelt so viel Geld in die Kasse der Krankenhäuser wie eine Vaginalgeburt.(http://www.eltern.de/schwangerschaft/geburt/kaiserschnitt-kosten.html, 4.12.2016) 

All dies trägt dazu bei, dass wesentliche Ursachen für Traumatisierungen durch die Geburt bestehen bleiben.

(Fortsetzung folgt)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen