Dieser Film emotionalisiert. Dieser Film polarisiert. Dieser Film spricht Sehnsüchte an, macht traurig und ärgerlich. Er unterhält und informiert. Er zeigt eindrucksvolle Bilder aus dem Leben des berühmten Gurus. Dabei geht der Film geht am wesentlichen vorbei. Dieser Film ist eine sehenswerte Enttäuschung.
In den 80er und 90er Jahren übte Osho, vormals Bhagwan Shree Rajneesh, eine nahezu magnetische Anziehung auf diejenigen aus, die sich im therapeutischen und spirituellen Sinne auf den Weg persönlicher Transformation begeben hatten. Die westliche Presse hingegen beäugte ihn und die von ihm initiierte Sannyasin-Bewegung vor allem unter dem Aspekt des Sex-Gurus und der sexuellen Libertinage. Das prätentiöse soziale Experiment, das ebenso mit Osho verbunden ist und seinen Höhepunkt in der berühmten Kommune “Rajneespuram” in Oregon fand, erscheint als das zentrale – tragische - Sujet dieses Films. Interviewfragmente mit zwei Protagonisten aus dem “inner circle” Oshos, nämlich seine ehemalige Sekretärin Sheela Birnstiel und Oshos Bodyguard, Hugh Milne, durchziehen mit ihren Erinnerungen und Anmerkungen den ganzen Film und werden mit vielen, zum Teil bisher unveröffentlichten Originalaufnahmen illustriert.
Dieser Film ist eine sehenswerte Enttäuschung, denn “Enttäuschung” ist der rote Faden, der ihn durchzieht: Die Enttäuschung unserer beiden Helden aus dem inneren Kreis, die, jeder auf seine Weise, ihre Erfahrungen mit dem Guru mehr oder weniger deutlich verarbeitet haben. Mein Eindruck ist, dass dies Hugh Milne deutlich besser gelungen ist als Sheela Birnstiel. Hugh Milne wirkt auf mich differenzierter in der Verarbeitung seiner Lebensphase an der Seite des Gurus. Es kommt mir so vor, dass Hugh Milne trotz seiner Exkommunikation und dem daran anschließenden Suizidversuch inzwischen mehr Frieden mit seiner Vergangenheit gefunden hat als seine Kontrahentin Sheela (die für seine Exkommunikation angeblich federführend gewesen sein soll). Sheela Birnstiel wirkte auf mich eher unsympathisch. Dies wird vor allem dadurch ausgelöst, dass sie an keinem Punkt des Interviews auch nur den Hauch der Bereitschaft erkennen lässt, Eigenverantwortung für die Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu übernehmen, für die sie ja erwiesenermaßen federführend war. Sie rechtfertigt sich, windet sich, redet sich raus, und das wieder und wieder damit, dass sie jedes Mal ja nur Anweisungen des Gurus ausgeführt hat. Selbst wenn es so war, dass Osho selbst die fragwürdig-faschistoiden Entwicklungen in Oregon vorangetrieben hat : Frau Birnstiel erinnert mich in ihrer Argumentation fatal an die Haltung jener blinden Befehlsempfänger, wie man sie in Diktaturen und Armeen auf der ganzen Welt kennt.
(wird fortgesetzt)
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