Montag, 11. Oktober 2010

Super-Nanny moderner Sexualerziehung, Teil I

Anmerkungen zur Diskussion um die Wirkung von Pornografie

In den letzten Monaten finden sich in den Massenmedien, in Fernsehen, Rundfunk und im Internet selbst Spuren einer angeregten Diskussion über die Folgen der Internet-Pornografie auf die sexuelle Sozialisation von Kindern und Jugendlichen.
Wer diesen Diskurs folgt, dem springt die Gegensätzlichkeit der Einschätzungen über die Wirkung von Pornografie ins Auge:
  • die eine Gruppe von Protagonisten sieht verheerende Folgen auf das Sexual- und Beziehungsverhalten der Jugendlichen;
  • die andere Gruppe vertritt die These, dass Pornografie keinerlei negative Wirkungen auf das Verhalten Jugendlicher ausübt oder erkennt sogar eine Stärkung ihrer moralischen Attitüden.
Beide Positionen werden durch Argumentationsstränge exponierter Experten und durch entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen untermauert. Aber wie das mit den Experten und der Wissenschaft so ist, Erkenntnisinteresse und Erkenntnis scheinen Hand in Hand zu gehen, die Verwirrung nimmt auf dieser Ebene manchmal eher zu als ab. So ist das halt mit den Verallgemeinerungen. Eine Verwirrung, die wohl der Preis menschlicher Ambitionen zur Generalisierung ist und die immer dort auftritt, wo es heißt “die …”: “die Frauen”, “die Männer”, “die Kinder”, “die Jugendlichen”. Dieses Bedürfnis nach Verallgemeinerung, die schnell zur Normierung wird, kann so manches kaschieren:
  • Das Eingeständnis, etwas nicht zu verstehen, nicht zu wissen.
  • Der Schrecken, diesem grundlegenden Nicht-Verstehen ins Auge zu sehen
  • Der Wunsch nach Domestizierung, Handhabbarmachung des Anarchischen, Unangepassten, Abweichenden
  • Die Egalisierung der Abweichung, der Individualität (es ist eine Ironie der Geschichte, dass gerade in den Gesellschaften, in denen das Individuum und die Individualität groß geschrieben wird, in den Bereichen Liebe, Beziehung, Sexualität und Bindung ein ständiger naiver Zwang zur Normierung aufscheint)
Akt5Dieser Verallgemeinerungszwang der Medien landet in den Köpfen der Adressaten und lässt diese sich selbst mit der Norm vergleichen. Da aber die Verallgemeinerungen fast so vielfältig in ihren Varianten sind wie die Wirklichkeit selbst, fühlen wir uns keineswegs belehrt und klüger, sondern immer noch nachdenklich und unter Umständen verwirrt.
So ist das. Aus dieser Verwirrung schließlich wächst hier und da die Sehnsucht nach einer Supernanny, die genau weiß, wo und wie es lang geht. In Sex-Angelegenheiten. Da sind wir dann halt wieder bei der Pornografie. Die zeigt doch wenigstens anschaulich, im wahrsten Sinne des Wortes, wo es lang geht im Liebesleben, und das super-sized. Alles super halt. Das macht Porno so populär und ihre Protagonisten bisweilen zu den bewunderten Super-Stars. Sonst sagt ja niemand was zum Thema, zumindest nicht auf der Super-Ebene. Und Super-Stars sind doch alle ... im Bett, oder?

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