Samstag, 8. August 2015

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (25)


Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Frage nach den Integrationsmöglichkeiten dieser Informationen in den Erfahrungsraum des pränatalen Universums. Der ruhige, entspannte Rhythmus von Herzschlag, Organpulsation und Atemrhythmus der aus der Lebensumwelt der mütterlichen Physis bildet von Anfang an eine vertraute, Sicherheit und Geborgenheit vermittelnde Grunderfahrung und erweitert die eigen physiologischen Rhythmen im Organismus des Embryos und Fötus.

Was aber geschieht z. B. bei chronisch angstvollen, panischen Reaktionsmustern in Verbindung mit einer Selbstfragmentierung der Schwangeren? Was geschieht im Körper einer Schwangeren, welche die Tatsache der Schwangerschaft in sich abspaltet und z. B. weiterhin in höchst stressigen beruflichen Umständen dauernd ihre körperliche und seelische Erschöpfungsgrenze überschreitet?

Diese beispielhaft genannten Zustände wirken sich auf den ganzen Lebensraum des Fötus aus, d. h. in der organismischen und seelischen Befindlichkeit des mütterlichen Universums und bestimmen so die Lebensumwelt des wachsenden Lebens.

Diese Zustände konfrontieren es mit organismischen und seelisch-energetischen Informationen, die seiner eigenen Erfahrungswelt fremd gegenüberstehen. Wesentlich hierbei ist, dass der Spielraum, die sich ihnen gegenüber abzugrenzen, in dieser symbiotischen Lebensphase gering ist.

Flucht ist in der pränatalen Phase keine Option, es bleiben Assimilation und Rückzug / Erstarrung. Assimilation als Einverleibung dieser organismischen Informationen in den Empfindungsozean des pränatalen Selbst, was man auch als eine frühe Stufe organismisch-seelischer Identifikation betrachten könnte und die Grundlage einer energetischen Prägung und Panzerung bildet.

Rückzug und Erstarrung repräsentieren ein Reaktionsmuster von Kontaktverminderung oder Kontaktvermeidung mit dem gebärmütterlichen Lebensraum. Sie ziehen ein Abgeschnitten Sein von den notwendigen Stimulantien von Selbstentwicklung und Selbstdifferenzierung nach sich. Erfahrungen von Ganzheit, Verbunden- und Geborgenheit gehen verloren. Atomisierung, Getrenntheit und existentielle Verunsicherung treten in den Vordergrund der Lebenserfahrung des Fötus und bilden erste Elemente einer grundlegenden Entfremdungserfahrung von der eigenen organismischen Wahrheit.

(Fortsetzung folgt)

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