Montag, 17. August 2015

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (29)


EINFLÜSSE NACH DER GEBURT

Die Herzcode-Informationen anderer Menschen und die Lebensenergie können wir als ubiquitär, d.h. als überall präsent, betrachten. Es findet ein ständiger, allerdings unbewusster Austausch  von Energie- und Herzcode Informationen zwischen allen Lebewesen statt. Auf diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass die Herzcode-informationen der unmittelbaren Lebensumwelt und der Familiengeschichte der werdenden Mutter auf Verlauf und Prägungen der Schwangerschaft Einfluss nehmen.

Eine Feststellung, die jedem, der auf diesem Feld arbeitet, durchaus vertraut ist. Auch für den Prozess der Persönlichkeitsbildung des Kindes wirken diese Einflüsse, die gesamte charakteranalytische Lehre in der Tradition Reichs gibt hierzu zahlreiche Hinweise. [Hierzu: Johnson 1990, Lowen 1992, Kurtz 1985, Baker 1980]

Darüber hinaus finden wir kulturspezifische und gesellschaftlich-soziale Faktoren zu tun, die typischerweise in der jeweiligen Generation auf alle Entwicklungsprozesse Einfluss nehmen und  sehr häufig historischen Veränderungen im Arbeitsprozess folgen.

Es existieren viele Faktoren, die in unserer Kultur auf Schwangerschaft und frühkindliche Entwicklung Einfluss nehmen und insbesondere für die deutliche Ausbreitung von Selbstbeziehungsdefiziten verantwortlich sind. Einer, der unser besonderes Augenmerk verdient, ist die wachsende Unfähigkeit des mütterlichen und familiären Systems zur Präsenz auf der Seinsebene.
Symptomatisch dafür ist eine Einschränkung der Fähigkeit zu lustvoller Entspannung, was eine blockierte Resonanzfähigkeit auf tiefer biologischer Ebene umfasst. Wir wissen heute, dass sowohl Foetus als auch Neugeborenes bis zum 5. Lebensmonat den größten Teil ihres Wachzustandes in einem tranceartigen Zustand verbringen.

Hieran schließt sich eine entscheidende Frage an: Was könnte es bewirken, wenn sowohl die Schwangere als auch die stillende Mutter aufgrund durchgängiger innerer Unruhe nicht in der Lage ist, eine energetische Verbindung und Resonanz zum Fötus oder Neugeborenen aufzubauen? Wenn eine Mutter große Schwierigkeiten hat, ihrem Kind auf der Ebene eines „Einfach-nur-Da-Seins“ den biologisch erwarteten Halt zu bieten ... ohne in die Unruhe des Machens oder im Bewusstsein antizipierten Machens zu verfallen?

Was könnte es bewirken, wenn der Foetus oder das Neugeborene jedes Mal, wenn sie in den Zustand seliger Trance zu gleiten versuchen, durch eine unruhige oder hektische Lebensumwelt daran gehindert wird?

Naheliegend ist, dass, wenn wir einmal vom postnatalen Leben ausgehen, das Baby jedesmal aus diesen durchaus lustvollen Trance-Zuständen herausgerissen wird bzw. sie gar nicht erst erfahren kann.

Die aus seiner „organismischen Wahrheit“ stammenden Impulse nach Tiefenentspannung werden von der Lebensumwelt blockiert, das Baby bleibt allein, unverbunden, ohne Resonanz, in diesen Erfahrungen. Es gibt kein Echo, keine Einstimmung, keinen Kontakt.

Das Baby mag dagegen protestieren, alarmiert sein, möglicherweise wütend und schreiend; am Ende jedoch wird es die organismische Wahrheit in sich abspalten müssen oder, je nach Intensität dieser Erfahrungen, verdrängen, resignieren und als ungestillte Sehnsucht nach Verschmelzung in sich zu vergraben wissen. (Ich spreche hierbei nicht von punktuellen, sondern von durchgängigen, strukturellen und strukturgebenden Erfahrungen.)

(Fortsetzung folgt)

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