DAS KÖRPER-SEELE-MODELL DER SEINSORIENTIERTEN
KÖRPERTHERAPIE
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die
Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet nicht ... sie verträgt alles, sie
glaubet alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden
... und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk.
(1. Korinther , 13)
DIE STIMME
DES HERZENS
Das Herz ist also nicht
nur der Kern, sondern auch der Motor der Entwicklung und des (gegenwärtigen)
Seins des Menschen.
Ist das Herz nicht vergleichbar
mit dem Göttlichen in der Natur des Menschen, seiner spirituellen Essenz?
Findet sich in seinem Herzen nicht sein tiefster Wesenskern, aus dem sich
Körper und Seele differenzieren, in den sie im Augenblick des Todes
zurückkehren?
Dieser tiefe
Wesenskern, der gleichzeitig das Entwicklungspotential des Menschen markiert,
wurde von Tiefenpsychologen wie Kohut als „Kernselbst“, von Balint als „primäre
Liebe“, von humanistischen Psychologen wie Rogers als das „Gute im Menschen“
und von Reich als „biologischer Kern“ beschrieben.
Dieser ist nach
unseren bisherigen Erkenntnissen nichts anderes als das Herz, das von der
seinsorientierten Körpertherapie als Herzcode in seinen personalen und
transpersonalen Dimensionen, charakterlich als Beziehung zur Stimme des
Herzens, definiert wird.
Die Stimme des Herzens
ist gleichermaßen die psychische Repräsentation des Energieflusses vom Herzen
zur Peripherie des körperlichen Zellsystems einschließlich des Gehirns. Die warmen
oder heißen Strömungsempfindungen, jenes Dehnen und Sehnen in der Brust, die
Enge („angusta“ = Angst) oder Weite sind Beispiele für die energetischen
Dimensionen des lebendigen Herzens und gleichzeitig fundamentale Informationen
im psycho-physischen System Mensch.
So wie das Herz rein
körperlich durch eine Panzerung des Brustsegments eng gemacht werden kann, so
mag die Stimme des Herzens verzerrt oder sogar in tiefer Sprachlosigkeit in der
Wahrnehmung des Bewusstseins verstummt sein.
Ist diese Stimme stumm
und leer geworden, können wir dies als „Herzlosigkeit“ bezeichnen. Denn ein
stummes Herz hört auch nicht mehr die Sprache anderer Herzens und wäre in diesem
Sinne taubstumm. Ist die Stimme des Herzens nur verzerrt oder eingeschränkt
wahrnehmbar, dann ist damit die Normalität eines Selbstbeziehungsdefizits (zur Definition siehe die einleitenden
Kapitel) beschrieben.
(Fortsetzung folgt)
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