Samstag, 29. August 2015

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (31)

DAS KÖRPER-SEELE-MODELL DER SEINSORIENTIERTEN KÖRPERTHERAPIE

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet nicht ... sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer  auf, so doch die Weissagungen aufhören werden ... und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk.
(1. Korinther , 13)

DIE  STIMME  DES HERZENS

Das Herz ist also nicht nur der Kern, sondern auch der Motor der Entwicklung und des (gegenwärtigen) Seins des Menschen.

Ist das Herz nicht vergleichbar mit dem Göttlichen in der Natur des Menschen, seiner spirituellen Essenz? Findet sich in seinem Herzen nicht sein tiefster Wesenskern, aus dem sich Körper und Seele differenzieren, in den sie im Augenblick des Todes zurückkehren?

Dieser tiefe Wesenskern, der gleichzeitig das Entwicklungspotential des Menschen markiert, wurde von Tiefenpsychologen wie Kohut als „Kernselbst“, von Balint als „primäre Liebe“, von humanistischen Psychologen wie Rogers als das „Gute im Menschen“ und von Reich als „biologischer Kern“ beschrieben.
Dieser ist nach unseren bisherigen Erkenntnissen nichts anderes als das Herz, das von der seinsorientierten Körpertherapie als Herzcode in seinen personalen und transpersonalen Dimensionen, charakterlich als Beziehung zur Stimme des Herzens, definiert wird.

Die Stimme des Herzens ist gleichermaßen die psychische Repräsentation des Energieflusses vom Herzen zur Peripherie des körperlichen Zellsystems einschließlich des Gehirns. Die warmen oder heißen Strömungsempfindungen, jenes Dehnen und Sehnen in der Brust, die Enge („angusta“ = Angst) oder Weite sind Beispiele für die energetischen Dimensionen des lebendigen Herzens und gleichzeitig fundamentale Informationen im psycho-physischen System Mensch.

So wie das Herz rein körperlich durch eine Panzerung des Brustsegments eng gemacht werden kann, so mag die Stimme des Herzens verzerrt oder sogar in tiefer Sprachlosigkeit in der Wahrnehmung des Bewusstseins verstummt sein.

Ist diese Stimme stumm und leer geworden, können wir dies als „Herzlosigkeit“ bezeichnen. Denn ein stummes Herz hört auch nicht mehr die Sprache anderer Herzens und wäre in diesem Sinne taubstumm. Ist die Stimme des Herzens nur verzerrt oder eingeschränkt wahrnehmbar, dann ist damit die Normalität eines Selbstbeziehungsdefizits (zur Definition siehe die einleitenden Kapitel) beschrieben.

(Fortsetzung folgt)

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