Die Stimme des Herzens, die Stimme des inneren Kindes und die Stimme des Körpers werden, so wie wir ihnen im „normalen“ erwachsenen Menschen begegnen, nicht stets als eine Stimme des Hellen und Erhellenden, der inneren oder höheren Wahrheit wahrgenommen.
Im Laufe der Entwicklung zum Erwachsenen verändern,
verzerren sich diese Stimmen in der Selbstwahrnehmung. Sie mutieren zu dunklen,
bisweilen hässlichen Anteilen der Persönlichkeit. Diese dunklen, ja sozial
diskriminierten „Misstöne“ (Destruktivität, Neid, Hass, Verachtung etc.) nehmen
in dem Maße zu, wie der Lebensraum der lichten Seiten eingeschränkt und
blockiert wird.
Der „biologische Kern“ wird so durch das, was Reich als
„sekundäre Schicht“ bezeichnete, überlagert:
„Die oberflächliche Schichte der sozialen Kooperation ist
ohne Kontakt mit dem tiefen biologischen Kern der Person; sie ist getragen von
einer zweiten, einer mittleren Charakterschichte, die sich durchwegs aus
grausamen, sadistischen, sexuell lüsternen, raubgierigen und neidischen
Impulsen zusammensetzt. Sie stellt das Freudsche Unbewusste« oder »Verdrängte«
dar, die Summe aller sogenannten »sekundären Triebe« in der Sprache der Sexualökonomie.”
[Reich 1981a, S. 11]
Damit legt sich Dunkles, legen sich Schatten über die Stimme
des Herzens: es entstehen Misstrauen (statt Vertrauen), Hass (statt Liebe),
Scham (statt natürliche Anmut), Verachtung (statt Respekt) etc.
Dies bedeutet
allerdings nicht, dass das die Stimme des Herzens in seiner ursprünglichen
Gestalt ein für alle Mal verloren oder verstummt ist – sie kann nur mehr oder
weniger übertönt werden durch den „Lärm“ der von Reich beschriebenen
„sekundären Schicht“. Die Impulse aus dem Kern werden durch die sekundäre
Schicht verzerrt und dringen so in verzerrter Weise an die Oberfläche.
(Fortsetzung folgt)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen