Zeigt sich die Beziehung zwischen Gefühlsleben und Bewusstsein
als grundlegend gestört, wie es z. B. bei schizoiden Prozessen der Fall ist, dann ist die
Stimme des Herzens ebenso sprachlos wie die Stimme des Gefühlslebens überhaupt.Bei schizoiden Prozessen wird eine auffällige Trennung
zwischen Kopf und Gefühl in der Persönlichkeitsstruktur offensichtlich,
ähnliches gilt auch für narzisstische Prozesse, bei denen die innere Leere zu einem
Übermaß an äußeren Spiegelungsbedürfnissen führt (dazu später mehr).
In beiden Fällen ist und bleibt das Gefühlsleben abgespalten und unzugänglich, steht als
informelles System dem Ich nicht zur Verfügung, das sich typischerweise auf der
Ebene des Denkens verliert.
Körperlich manifestiert sich dieses Persönlichkeitsmuster in
ausgeprägten Blockierungen in den obenliegenden Körpersegmenten (bei Schizoiden
v. a. im Kopf- und Nackenbereich), die mit der umfassenden Abspaltung der
energetischen Pulsation im übrigen Körper einher geht.
Auf diesem Hintergrund verstehen wir den häufig verwirrenden, struktur- und bodenlosen, nur
scheinbar logische Diskurs von Menschen mit schizoiden Persönlichkeitsanteilen,
der im Grunde haltlos ist. Haltlos, weil er nicht in einem lebendigen Kontakt zu seinem inneren Gefühlsleben geerdet ist.
Eine andere Variante dieses Phänomens finden wir bei hysterischen Prozessen. Im hysterischen
Persönlichkeitsmuster zeigt sich die starke Tendenz zu hoher emotionaler Erregungsfähigkeit. Das Gefühlsleben überflutet mit seinen Informationen das Ich. Es
entlädt sich ein Übermaß an Emotionalität, das sich auf hohem Erregungsniveau
dramatisch entlädt und diffudiert. Auch in diesem Fall wird das Gefühlsleben
haltlos, denn der emotionale Ausdruck bleibt weitgehend unverbunden mit den
inneren Empfindungen und Gefühlen. Der Hysteriker emotionalisiert, ohne zu
fühlen, baut Erregung ab, ohne sie in sich halten und erden zu können.
Darüber hinaus und bei vielen anderen Persönlichkeitsmustern kann sich gegenüber der organismischen Wahrheit,
der Grundausstattung des Gefühlslebens, eine beschämende, verachtende oder
autoaggressive Selbstbeziehung charakterlich
manifestieren und das Gefühlserleben prägen.
Im durchschnittlichen kulturellen
Umgang des Menschen mit seinem individuellen Gefühlserleben finden wir ein
einfaches Herrschaftsverhältnis des Gehirns, des Verstandes, der Kognition über
die Gefühle. Das informelle System der Gefühle wird als weniger wichtig, ernst
oder vertrauenswürdig erachtet als die Reflektionsebene des Verstandes. Oft
traut man der Aussage einer Autorität mehr als den eigenen
Gefühlen und der damit verbundenen Intuition. Der moderne Mensch schneidet sich damit aber tragischerweise von den
biologischen Quellen und Ressourcen zur Bewältigung des Lebens und den Quellen seiner
Lebendigkeit ab.
(Fortsetzung folgt)
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