Bis zur Erschöpfung Arbeiten, um Geld zu verdienen und
anschließend vor der Glotze des Fernsehens, der Spielekonsole oder des
Internets sitzen, das skizziert den Alltag und das Abhängigkeits- und
Suchtverhalten des modernen Menschen.
Das Massenverhalten wird dabei nicht nur geprägt von den
Beziehungsformen, die sich daraus ergeben (Sprachlosigkeit, Vereinzelung,
emotionale Verarmung etc.), sondern auch von den Stereotypen, die in den
modernen Massenmedien aufscheinen und endemische Wirkungen zeitigen: Die
Verbindung von Identifizierungsangeboten, von Schuld und Opfer-Täter-Szenarien
spielt nicht zufällig im gesellschaftlichen Alltag eine derartig zentrale
Rolle.
Der moderne Mensch scheint permanent auf der Suche zu sein
nach Identifizierungsmöglichkeiten mit Idealen, Superlativen und ihren Repräsentanten, den Hervorragenden, den Helden jedweder Couleur. Derjenige, der nicht weiß, wer er ist, der seinen
eigenen inneren Reichtum nicht kennt oder schätzen gelernt hat, sucht seine Identität
im Außen. Nicht nur Kinder funktionieren so.
Die vornehmste Aufgabe des Helden ist es, ein bestimmtes
Ziel zu erreichen und die Hindernisse auf dem Weg zu diesem Ziel zu beseitigen.
An den Hindernissen ist jemand schuld, und dieser Schuldige muss nun besiegt
werden.
So erscheint die Welt ist voll mit Schuldigen, sei es im
privaten oder öffentlichen Bereich. Dabei schaut der Suchende stets aus der Perspektive
der Unschuld, des Gutwilligen, des Gerechten nach dem Schuldigen, und der
Schuldige, das ist immer der Andere.
Ein absurdes Theater, mit tödlichem Ernst vorgetragen, gleichzeitig
das beliebteste Sujet in Beziehungsgesprächen, politischen Debatten, in Spielen
oder Spielfilmen.
Der „vereinzelte Einzelne“ spiegelt und bestätigt sich in
seiner Unschuld und/oder Opferposition. Die modernen Medien erscheinen so als
riesiger globaler Spiegel, in den die Massen gebannt starren, hypnotisiert wie
das berüchtigte Kaninchen vor der Schlange.
(Fortsetzung folgt)
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