Donnerstag, 21. Januar 2016

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (59): Der vereinzelte Einzelne und sein globaler Spiegel

Bis zur Erschöpfung Arbeiten, um Geld zu verdienen und anschließend vor der Glotze des Fernsehens, der Spielekonsole oder des Internets sitzen, das skizziert den Alltag und das Abhängigkeits- und Suchtverhalten des modernen Menschen.

Das Massenverhalten wird dabei nicht nur geprägt von den Beziehungsformen, die sich daraus ergeben (Sprachlosigkeit, Vereinzelung, emotionale Verarmung etc.), sondern auch von den Stereotypen, die in den modernen Massenmedien aufscheinen und endemische Wirkungen zeitigen: Die Verbindung von Identifizierungsangeboten, von Schuld und Opfer-Täter-Szenarien spielt nicht zufällig im gesellschaftlichen Alltag eine derartig zentrale Rolle.

Der moderne Mensch scheint permanent auf der Suche zu sein nach Identifizierungsmöglichkeiten mit Idealen, Superlativen und ihren Repräsentanten, den Hervorragenden, den Helden jedweder Couleur. Derjenige, der nicht weiß, wer er ist, der seinen eigenen inneren Reichtum nicht kennt oder schätzen gelernt hat, sucht seine Identität im Außen. Nicht nur Kinder funktionieren so.

Die vornehmste Aufgabe des Helden ist es, ein bestimmtes Ziel zu erreichen und die Hindernisse auf dem Weg zu diesem Ziel zu beseitigen. An den Hindernissen ist jemand schuld, und dieser Schuldige muss nun besiegt werden.

So erscheint die Welt ist voll mit Schuldigen, sei es im privaten oder öffentlichen Bereich. Dabei schaut der Suchende stets aus der Perspektive der Unschuld, des Gutwilligen, des Gerechten nach dem Schuldigen, und der Schuldige, das ist immer der Andere.

Ein absurdes Theater, mit tödlichem Ernst vorgetragen, gleichzeitig das beliebteste Sujet in Beziehungsgesprächen, politischen Debatten, in Spielen oder Spielfilmen.

Der „vereinzelte Einzelne“ spiegelt und bestätigt sich in seiner Unschuld und/oder Opferposition. Die modernen Medien erscheinen so als riesiger globaler Spiegel, in den die Massen gebannt starren, hypnotisiert wie das berüchtigte Kaninchen vor der Schlange.

(Fortsetzung folgt)

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