BERICHTE UND KOMMENTARE ZUM ZEITGESCHEHEN. Aus der Perspektive eines mit der Wahrheit des Herzens verbundenen Verstehens. Damit ist es mir ein Anliegen mit diesem Blog, neue Sichtweisen dessen anzubieten, was als Norm und Normierung inbesondere im Bereich von sozialen Prozessen, von Liebe, Beziehung und Sexualität dominiert.
Mittwoch, 6. Januar 2016
SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (53): Der Wahn, Gefühle erklären zu wollen
Wir leben in einer Welt, in der Gefühle Gründe und Begründungen brauchen. Es wird nach Logik, nach Begründungen gesucht, wenn es um emotionale, seelische Phänomene geht. Bekommt der Mensch einen Grund geliefert, scheint er befriedigt zu sein. Zwei typische Beispiele, bei denen dieser Irrsinn deutlich wird:
Wenn ein Paar sich trennt, eine Liebesbeziehung zu Ende geht, dann ist die wichtigste Frage für denjenigen, der verlassen wurde: „Warum hat er/sie mich verlassen?“ Als ob ein Grund, eine Ursache irgendetwas an dem Gefühl von Entfremdung oder Verlustschmerz und Trauer ändern könnte! Die Antwort des Verstandes im Sinne von Ursache-Wirkung ist eine reine und gleichzeitig hilflose Beschwörungsformel, nicht mehr und nicht weniger, und verändert nichts.
Oder betrachten wir unsere Moral, unsere Rechtsprechung. Die wichtigste Frage bei jedem Kriminalfall, bei jeder schrecklichen Tat, bei jedem Krimi im Fernsehen, bei jeder Gerichtsverhandlung ist die Frage nach dem Motiv und dem Warum: „Warum hat der Täter das getan?“ Das beschäftigt alle Beteiligten, die Stammtische, die Presse. Als ob die Antwort darauf irgendetwas an dem Leid und dem Schmerz ändern könnte, das durch eine kriminelle Tat in die Welt gebracht wurde.
Dieses kollektive Wahnsystem des Ego-Verstandes führt dazu, dass der moderne Mensch ein Stümper und Analphabet ist in Bezug auf seine Gefühle und damit auch auf seine Angst und seine Ängste, die ihn steuern und lenken wie eine Marionette.
Genau dadurch ist er auch getrennt vom Leben, vom Lebendigen als solchem und vom inneren Frieden. Sein „innerseelischer Bürgerkrieg“ (s. o.) ist die Mutter aller Kriege und Bürgerkriege in der realen Welt. Der Ego-Verstand, grandios, detailversessen und perfektionistisch, steht oben auf dem Bug der Titanic und ruft selbstverliebt: „Ich bin der Herrscher der Welt.“ Wie die Geschichte weiterging, wissen wir.
Es ist es der stille, unspektakuläre Weg nach innen durch die Landschaften der Seele und ihrer tiefsten Gefühle, der zum Erblühen der Wahrheit leitet. Ein Weg, in dem nicht die Spiegelung der eigenen Ich-Konstruktion im Vordergrund steht, sondern die wirkliche Suche nach sich selbst.
(Fortsetzung folgt)
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