Sonntag, 12. Juli 2015

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (13)



SELBST-BEGRENZUNG

Das innere Potential des Menschen wird durch verzerrte Selbstwahrnehmungen blockiert. Lebensfreude, Liebes-, Lust- und Kreativitätspotential, Einfühlungsvermögen und emotionale Kompetenz, all das bleibt eingeschränkt in einer Persönlichkeit, welche die Stimme des „inneren Kindes“ und des Herzens, und damit die wesentlichen Quellen des Selbst, negiert.

Was im Individuum an Herzlichkeit beschämt und abgespalten wird, beeinflusst die soziale Kontaktfähigkeit, vor allem in den Lebensbereichen menschlicher Nähe, im Liebesleben, dort wo soziale Kompetenz gefragt ist.

In all diesen Bereichen zeigt sich die Begrenztheit eines gehirndominierten Selbstbildes, ja das Scheitern des modernen Menschen als soziales Wesen. Er scheitert mit in seiner Bindungs- und Beziehungsfähigkeit und er scheitert in seiner Selbst-Beziehung
.
Solange Berechnung und Herzlosigkeit Hand in Hand gehen, bleibt seine Liebesfähigkeit eingeschränkt. Wer sich selbst nicht annehmen und lieben kann, dessen Liebesfähigkeit ist nicht nur reduziert, er wird zudem nicht davon ausgehen können, dass er wirklich von jemand anderem geliebt wird. Das Misstrauen errichtet eine unüberwindliche Mauer in seiner Beziehung zur Stimme seines eigenen Herzens und zum Herzen des anderen Menschen. Eine Mauer, die kalt, berechnend, machtorientiert und einsam macht, den Körper erstarren lässt, so dass sich die Anmut des Lebendigen allmählich verliert.

Ein Mensch, der sich nicht annehmen und lieben kann, sich körperlich und seelisch bei sich nicht zuhause fühlt, mit sich selbst nicht in Frieden lebt, kann sich nicht (er)tragen. Es fällt ihm schwer, mit sich in Einklang zu sein, ohne sich dabei mit irgendetwas „vollzustopfen“: Mit Arbeit, Unterhaltung, Stimulantien oder ähnlichen Medikamenten gegen die gefürchtete Langeweile, jene Leere, die aufkommt, wenn es „nichts zu tun“ gibt.

Einfach da zu sein, sich in dem Dasein an und für sich heraus wohl zu fühlen, ist offensichtlich für viele Menschen nahezu unmöglich geworden.

(Fortsetzung folgt)
 

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