Mittwoch, 1. Juli 2015

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (5)



Dies sind nur ein paar Beispiele für Erscheinungsbilder, die auf Selbstbeziehungs-Defizite deuten. Aussagen, die ein Mensch über sich selbst macht, die „feststellen“, fixieren, verewigen. Selbstbilder, die sich täglich reproduzieren, die inneres Potential begrenzen, die in bestimmtem Umfang auch ein Leid an sich selbst immer wieder neu erzeugen.

Solche Selbstbilder enthalten zugleich eine psychische und eine organismisch-energetische Dimension, das was sich im Selbstbeziehungsdefizit seelisch manifestiert, besitzt ein körperliches Pendent in den entsprechenden physisch-energetischen und emotionalen Blockierungen, die Reich als Charakterpanzer bezeichnete.

Ein weiteres Aspekt tritt hervor: Die oben angeführten Aussagen beginnen nicht zufällig mit dem Wort „Ich“, sie definieren auch dieses „Ich“ in augenfälliger Weise. „Ich“ erscheint hier als eine Instanz des kritisch- distanzierten, des analytischen Denkens, eines rationalen Bewusstseins, das beobachtet, kontrolliert, beurteilt. Solches Bewusstsein richtet seine Aufmerksamkeit auf den Körper, die Seele, das Gefühlsleben und zwar nicht in wohlwohlender, liebevoller, sondern in autoaggressiver Weise. Es erweckt den Anschein, als ob dieses „Ich“ verachtet, auf alles herab blickt, was Nicht-„Ich“, nicht Gehirn ist. Dies „Nicht-Ich“ erscheint negativ, unvollkommen, unbequem, alles andere als liebenswert.

Unter Selbstbeziehungsdefizit können wir also eine Art Wackelkontakt in der Körper-Seele-Beziehung, im Seelenleben, im körperlichen und seelischen Selbsterleben verstehen. Diese Störung tritt als Kontaktunterbrechung, als Kontaktverzerrung und Kontaktausgrenzung auf. Eine solches Defizit in der positiven Beziehung zu sich selbst spiegelt sich gleichmaßen in zwischenmenschlichen, sozialen Beziehungsstörungen.

(Fortsetzung folgt)

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